Chumphon: Entdeckung des Unbekannten

Haben Sie schon mal von der Provinz Chumphon im Süden Thailands gehört? Auf der Touristenlandkarte der klassischen Thailand-Reisenden ist sie eher nicht zu finden, denn diese Location wird meist nur als “Tor zum Süden” genutzt. Nämlich zu den vorgelagerten Inseln Koh Tao, Koh Phangan und Koh Samui. Dabei ist Chumphon eine der wenigen Gegenden im Königreich, wo man eins noch erleben kann: absolute Ursprünglichkeit! Unbedingt ein paar Tage bleiben…

Das malerische Meeresufer von Chumphon ist ein Highlight für sich. Nicht umsonst heißt die Küstenstraße “Scenic Route”, denn vorbei geht’s an pittoresken “Fishing Villages”, urigen Stränden und saftig grünen Kokosnuss- und Kautschukplantagen. Im Landesinneren gibt’s sogar eine Tropfsteinhöhle, wo man – umgeben von Meereswasser und knorrigen Mangroven – Zuflucht bei Buddha finden kann.

Doch damit nicht genug.

Wenn Sie Strandspaziergänge lieben, dann finden Sie in Chumphon etwas Einzigartiges, was es sonst nirgendwo in Thailand gibt: Sanddünen! Ja, Sie haben richtig gelesen. Auf all’ diese Highlights werde ich gleich noch näher eingehen.

In der Summe aller Dinge ist Chumphon also ein absoluter Glücksfall.

Wie ich ausgerechnet auf diese Destination gekommen bin? Nun, zugegebenermaßen per Zufall. Ich hatte ein paar Tage im Khao Sok Nationalpark verbracht und mich ganz spontan entschieden, ein Auto zu mieten. Obwohl es in Chumphon einen kleinen Flughafen gibt, wollte ich nicht nach Bangkok zurückzufliegen. Nur um von A nach B zu kommen. Vielmehr stand mir der Sinn nach einer Entdeckungsreise und einer neuen Erfahrung. Eben Abtauchen ins Unbekannte.

Doch oh je… ein Blick auf Google Maps und meine erste Euphorie war dahin: 720 Kilometer von Khao Sok in die Hauptstadt. 10,5 Stunden! Unmöglich, oder? Nein, überhaupt nicht.

Mit einem Zwischenstopp in Chumphon beginnt ein unvergesslicher “Road Trip” von Süd nach Nord, den Sie keinesfalls bereuen werden.

Einen zweiten Stopp haben wir noch in Petchaburi in der Nähe von Hua Hin eingelegt. Das ist auch so ein “hidden gem”. Sehenswert ist vor allem der spektakuläre “Tham Khao Luang Cave” – eine mystische Naturhöhle, angefüllt mit einer Vielzahl von Buddha-Statuen.

Sicher ist: Die beiden Provinzen Petchaburi und Chumphon sind verborgene Juwelen in der unendlich großen Schatzkammer des thailändischen Königsreichs.

Ich kenne diese “secrets” nur deshalb, weil uns Tom – der coole Betreiber eines Homestays und Ehemann einer Thai – die interessantesten und verborgenen Ecken höchstpersönlich gezeigt hat. Gemeinsam mit ihm waren wir mit dem Moped unterwegs, was ich normalerweise niemals empfehlen würde. Zu gefährlich ist der Ritt auf zwei Rädern im Linksverkehr – eine Gefahr, die Touristen oft unterschätzen!

Aber hier, in Chumpon, sind außer ein paar Straßenhunden und Einheimischen niemand unterwegs… insbesondere nicht an den Sehenwürdigkeiten, die ich Ihnen ans Herz legen möchte.


Thailands Sanddünen

Wie sehr ich von den “Noen Sai Dunes” beeindruckt war, hatte ich eingangs schon erwähnt. Staunend steht man vor dieser äußerst beeindruckenden, wüstenartigen Landschaft rund um den “Tham Thong-Bang Boet Beach”.

Sie gehören zu den markantesten Sanddünen Thailands, doch kaum jemand kennt sie. Die Küstenlandschaft wurde über Jahrtausende hinweg durch natürliche geologische Prozesse geformt, unter anderem durch zwei Grenzüberschreitungen, den anschließenden Rückgang des Meereswassers sowie durch strake Winde, Sandverwehungen und Schwerkraft.

Wenn man davon nichts weiß, fährt man glatt an diesem traumhaften Fleckchen Erde vorbei. Doch auf Google wird man fündig. Wichtig zu wissen: man muss einen Sandberg hinaufkraxeln, um an das Ziel seiner Sandträume zu kommen. Dann hat man die Meeres- und Strandlandschaft (fast) ganz allein für sich…


Chinesischer Mönchstempel

Weiter südlich liegt in unmittelbarer Nähe der thai-chinesische Tempel “Wat Kaeo Prasert”. Ein Blickfang ist die von Steinmönchen gesäumte Treppe, die zur Anlage führt.

Oben angekommen, im gegenüberliegenden Wald, befindet sich ein Himmel- & Höllengarten. Die Buddhisten glauben zwar an die Wiedergeburt der Seele. Aber sie sind auch davon überzeugt, dass es zwischen den einzelnen Inkarnationen Zeiträume gibt, in denen die Seelen entweder im himmlischen Reich oder an einem grässlichen höllenähnlichen Ort verweilen.

Mehrere Skulpturen symbolisieren auf recht eindrückliche Weise, was einen Menschen nach dem Tod erwarten könnte, wenn er kein moralisches und gutes Leben geführt hat…!!


Buddha-Berg mit Aussicht

Direkt hinter dem Tempel führt eine ungepflasterte Steinstraße bis zur Spitze des Berges. Dort wollen wir unbedingt hin: zum “Thung Maha Bay Viewpoint”. Doch Vorsicht! Der Schotterweg ist schmal und stellenweise sehr steil. Auto adé – hier kommt man nur mit einem Zweirad oder per pedes hin. Oben angekommen, begrüßt uns eine 10 Meter hohe Buddha-Statue, die auf einer rosafarbenen Lotusblüte thront.

Ehrfürchtig wandern wir um die gigantische heilige Figur herum und es fast so, als würde sie ihre schützende Hand über uns legen. Man fühlt sich quasi von Buddha gesegnet – ein echter Gänsehautmoment.


Mystische Tropfsteinhöhle

Weiter geht’s gen Süden über einen schmalen Uferweg zum Waldkloster “Tham Yai Ai”. Der Höhlen-Tempel, bei Einheimischen als “Saena Sana Monastery” bekannt, befindet sich direkt hinter dem Ao Yai Ai Beach an einer Meeresmündung.

Auch diese Attraktion ist bei ausländischen Touristen gänzlich unbekannt – Tom sei Dank.  Knorrige Mangrovenäste ragen aus dem smaragdgrünen Wasser und strecken sich der Sonne entgegen, und an einem Holzhaus sitzt ein junger Mönch in orange-rötlicher Kutte auf einer Bank und sinniert vor sich hin.

Während wir den Pfad in Richtung Dschungel entlang schlendern, lausche ich dem melodischen Plätschern der Wellen, die gegen einen Steindamm rollen. Tief atme ich die salzige Meeresluft ein.

Unsagbar ruhig und wunderschön ist es hier. Goldene Buddhastatuen säumen den Uferweg, der uns geradewegs auf das heilige Territorium führt.

Kein Schild weißt darauf hin, was sich inmitten des Dschungelhügels verbirgt. Doch ich verrate es Ihnen gerne: Das Kloster, das wir besichtigen wollen, befindet sich – man glaubt es kaum – inmitten einer Tropfsteinhöhle.

Etwas derart Mystisches haben wir selten gesehen. Mehrere Gebetsstätten, Buddha-Figuren und Kreuzgänge sind über das Höhlenlabyrinth verteilt, das in seinem Innern von Stalgmiten und Stalgtiten übersät ist – allesamt Zeugen uralter, vergessener Geschichten.

Und sogar ein Haus erhebt sich zwischen den Felsspalten. Es ist, als würde ich hier mitten durch ein Märchenbuch wandeln – eine Art “secret journey” durch ein Höhlen-Wunderland.


Der Prinz von Chumphon

Als letzte Attraktion steht noch der “Lookout” auf der Laem Thaen Peninsula auf unserem Tagesprogramm. Die Landzunge ist für die schöne Aussicht auf den Golf von Thailand bekannt, aber auch für ihre königliche Statue. Sie erhebt sich auf einem mehrstufigen Sockel direkt am Meer und ist ein beliebter Pilgerort für königstreue Thais.

Majestätisch steht er da, in seiner ganzen in Bronze gegossener Pracht: der Prinz von Chumphon, 28. Nachkomme von König Rama V.

Es ist bereits Mittagszeit, als wir mit unseren Rollern von der Laem Thaen Halbinsel in Richtung Ao Bo Mao Bay zurückfahren. Die Bucht ist für ihren wunderschönen, völlig naturbelassenen Sandstrand bekannt.

Doch für ein Sonnenbad ist’s noch zu früh und ich habe langsam Hunger.
Eine eiskalte Erfrischung wäre jetzt wirklich nicht schlecht.


Pittoresker Fischerhafen

Doch Speis’ und Trank müssen noch warten. Denn mitten auf der “Scenic Road 4004” entdecke ich noch ein besonders faszinierendes Motiv: “Halt”! Verdutzte Gesichter meiner Begleiter. “Schaut doch mal…!”

Unterhalb einer Brücke, dort wo der Bang Mun-Fluss in den Golf von Thailand mündet, liegen drei oder vier Dutzend knallbunte Fischerboote vor Anker, so als wären sie Farbklekse auf einer Malerpalette. Malerisch sehen sie aus, die fröhlich durcheinandergewürfelten Fischkutter auf dem Wasserlauf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Als leidenschaftliche Fotografin kann ich mir dieses Motiv doch nicht entgehen lassen. “Da müssen wir unbedingt hin…!”

Ich liebe die völlig entspannte Atmosphäre in kleinen Fischerhäfen, die die enge Verbindung der Fischer mit dem Ozean sichtbar und spürbar widerspiegelt. Einige Männer mit tiefbraunen, wettergegerbten Gesichtern wiegen den Fang des Tages auf einer uralten rostigen Waage…,

andere dösen in Hängematten dem Nachmittag entgegen oder reparieren zerrissene Netze.

Das Rauschen der Wellen verbindet sich mit dem knatternden Motoren der Kutter und Longtailboote, ich höre das Ziehen von Tauwerk auf Sand und sauge den salzigen und intensiv maritimen Geruch von frisch gefangenem Fisch und Meeresfrüchten auf.

Ein “Aroma”, das man nur an einem solchen Ort in sich aufnehmen kann.

Sehr authentisch geht es hier zu, denn kein Tourist verirrt sich hierher. Herrlich!


Bestes Boat Noodle-Restaurant

Jetzt hätte ich große Lust auf einen gebratenen frischen Fisch, doch Tom hat etwas anderes im Sinn. Nämlich ein Thai Lokal namens ก๋วยเตี๋ยวแหลมแท่น direkt am Kanal, wo nur Einheimische einkehren.

Spezialität: die beste “Boat Noodle Soup” in der gesamten Chumphon Provinz. Na, wenn das keine Verheißung ist.


Ich sag’s ja: Chumphon, dieses unbekannte Juwel zwischen Phuket und Bangkok, ist in jeder Beziehung ein echter Geheimtipp. Es wäre daher viel zu schade, diese Destination nur als “Gateway to the South” zu nutzen, um von hier auf die beliebten Touristeninseln im Golf weiterzureisen.

Mein Tipp zum Abschluß: Verweilen Sie doch ein paar Tage hier, denn es ist so schön. Von paradiesischen Naturstränden, lebhaften “Fishing Villages”, über bunte Märkte bis hin zu kulturellen Attraktionen im Urwald und in Höhlen… – in Chumphon finden Sie noch das, was den Sehnsuchtsort eines jeden Reisenden ausmacht: das ursprüngliche Thailand.


© Text: Nathalie Gütermann. Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston

Information

Chumphon ist der ideale Ausgangspunkt, um mit der Fähre zu den Inseln im Golf von Thailand zu gelangen: Koh Tao,  Koh Phangan und Koh Samui. Ansonsten gibt es auch einen kleinen Flughafen, der von lokalen Airlines angeflogen wird und das Festland mit den Inseln verbindet . Wir haben ein Auto von Phuket via Hua Hin nach Bangkok gemietet und in Chumphon einen Zwischenstopp von drei Tagen eingelegt. Es hat sich gelohnt…!

Mein Hotel-Tipp: Sara Boutique Hotel

Entfernung Hotel – Flughafen: ca. 5 Minuten. Ein Shuttle kann auf Wunsch für Sie arrangiert werden. Weitere Fotos finden Sie in der Bildergalerie…