
Thailändisches Neujahr: „Songkran“
Was in Europa als „Silvester“ gefeiert wird, heißt in Thailand „Songkran“. Das thailändische Neujahrsfest findet immer zwischen dem 12. und 16. April statt und markiert den Beginn eines neuen Jahres nach dem traditionellen Mondkalender.
Im Gegensatz zu den eher stillen, grauen und kalten Jahresanfängen in Europa, wird Songkran mit einem mehrtägigen, fröhlichen und sehr erfrischenden Ritual begrüßt: einer gigantischen Wasserschlacht! Tatsächlich ist der April die heißeste Jahreszeit im Königreich, und so ist es eine willkommene Wohltat, mit Wasser überschüttet zu werden.
Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Songkran-Fest auf Koh Samui im Jahr 2005, als ich ahnungslos mit meiner Familie im Inselzentrum Chaweng herumspazierte und plötzlich von einer ganzen Horde fröhlicher Thais mit Eimern und Wasserpistolen nass gespritzt wurde. Wie begossene Pudel standen wir da! Seitdem weiß ich: Keinen Schmuck, kein Geld, keine Dokumente mitnehmen, wenn man auf die Straße geht. Und am besten nur ein altes, ausgedientes T-Shirt und kurze Hosen anziehen, denn in Sekundenschnelle ist man völlig durchnässt. Aber das ist ja das Schöne: Bei Songkran machen alle mit, egal ob jung oder alt, Thailänder oder Ausländer – alle sind gleich, alle werden nass. Keine Chance, trocken davonzukommen.
Ich habe Songkran schon oft erlebt – auf Koh Samui, auf Phuket, in Chiang Mai und in Bangkok. Und auch dieses Jahr werde ich mich während des Wasserfestes wieder unter die Leute mischen, denn es macht einfach Spaß.
„Sanuk tuk wan“, sagen die Thais! Im Sukhumvit-Viertel, vor allem aber in Silom, in der Khao San Road und rund um das Einkaufszentrum Central World geht dann die Post ab. Dann fahren sogar riesige Lastwagen und Pickups mit gigantischen Wassertanks und Wasserschläuchen durch die Straßen und schütten eimerweise Wasser über die Party People. Es gibt einfach kein Entkommen…!
Zum Rahmenprogramm gehören immer Bühnenshows, verschiedene Wettbewerbe, Tombolas und Auftritte bekannter Musikgruppen. Außerdem können die Kleinen in flache, mit Seifenblasen gefüllte Becken springen und an einer „Schaumparty“ teilnehmen. Songkran ist also auch für Kids eine echte Gaudi.
Ursprung & Brauchtum
So wie bei dem alljährlichen Kerzenfest Loy Krathong, das immer im November stattfindet, sollte auch bei Songkran die eigentliche Bedeutung des Festivals nicht vergessen werden.
Das thailändische Neujahrsfest ist tief in der buddhistischen Kultur verwurzelt und hatte ursprünglich rein gar nichts mit den heute üblichen Wasserschlachten zu tun.
Traditionell beginnt Songkran mit dem Hausputz – ein Ritual, das vor allem von älteren Thais bis heute gepflegt wird. Die Menschen putzen ihr Zuhause besonders gründlich, um alles Negative und Alte aus dem vergangenen Jahr zu entfernen. Danach pilgern gläubige Buddhisten zu den Tempeln und füllen silberne Schalen mit Wasser und Blüten. Beim sogenannten „Song Nam Phra“-Ritual werden Buddhastatuen oder auch die Hände der Großeltern mit dem Duftwasser besprenkelt, um ihnen ihre Wertschätzung und Ehrerbietung auszudrücken und um Segen für das neue Jahr zu bitten. Es soll ohne Sünde und mit klarem Geist beginnen, deshalb wird viel gebetet und meditiert – immer mit dem Fokus auf die Lehren Buddhas.
Grundsätzlich steht bei diesem Fest der Respekt vor den Ahnen und den älteren Familienmitgliedern im Vordergrund. Am ersten Tag von Songkran versammeln sich die Familien, um an Gräbern ihrer Vorfahren zu gedenken und den Mönchen Opfergaben darzubringen. Traditionell bringen die Thailänder den heiligen Männern Essen, Kleidung und andere Dinge des täglichen Bedarfs als Zeichen ihrer Dankbarkeit und um „irdische Verdienste“ zu sammeln – ein zentraler Aspekt des buddhistischen Glaubens. Diese sollen ihnen im neuen Jahr Glück, Frieden und Wohlstand bringen.
Für die Älteren und viele Gläubige bleibt Songkran ein stilles, spirituelles Fest, an dem die kulturellen Werte gepflegt werden. Für die jüngeren Thais und vor allem für die Touristen ist es eine Zeit der Ausgelassenheit, in der mehrere Tage lang nur gefeiert wird. Ich finde: Man kann ja Tradition und Moderne verbinden und so alle Facetten dieses einzigartigen Festivals genießen.
Aber Vorsicht! Was des einen Freud’ ist, ist des anderen Leid!
Über die Feiertage muss man mit Flug- und Verkehrschaos rechnen, und wer Öko-Tourist ist, wird mit Blick auf die Trockenzeit diese unfassbare Wasserverschwendung verurteilen. Auch das Einkaufen wird während dieser Zeit zur Gratwanderung. Wer sich nicht auf die Straße traut und das unausweichliche Nass lieber meidet, sollte alles Nötige vor dem Neujahrsfest besorgen und lieber im Hotel oder zu Hause bleiben.
10 Regeln für Thailands tolle Tage
Vor ein paar Jahren habe ich für das “Thaizeit Magazin” eine kleine Liste mit „Spielregeln“ zusammengestellt, die auch heute noch und in Zukunft gelten. Damit Partygänger frisch und fröhlich ins Wasserfest eintauchen können und dabei keine bösen Überraschungen erleben, hier die „Do’s & Don‘ts“.
- Gehen Sie wie die Thais an einem der drei Hauptfesttage in den Tempel und geben Sie den Mönchen Almosen – so will es die Tradition.
- Schauen Sie sich an, wie die Thais ihre Buddha-Baderituale zelebrieren. Auch Sie können heiligen Statuen ein wenig Wasser über das Haupt gießen, und sich dabei etwas für das neue Jahr wünschen.
- Lassen Sie Wertsachen besser zu Hause, da viele Taschendiebe unterwegs sind. Ach ja, noch was: Per Gesetz muss man seinen Pass mitführen. An Songkran empfiehlt es sich, eine Fotokopie mitzunehmen und diese wasserdicht zu verpacken. Das gilt übrigens auch fürs Handy.
- Benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, wenn Sie auf dem Weg zu einem der Songkran-“Hotspots” sind. Autofahrten besser vermeiden, da man sonst hoffnungslos im Stau stecken bleibt.
- Wünschen Sie den Einheimischen ein glückliches neues Jahr in Thai: “Sawasdee Pee Mai”
- Die Shopping Malls sind geöffnet und bieten eine gute Möglichkeit, sich “in Sicherheit” zu bringen, falls es einem auf den Straßen zu viel wird.
Und hier noch ein paar No-Gos:
- Spritzpistolen und Schläuche sind ok. Aber bitte keine großen Wasserkanonen und auch nicht die sogenannten “Macho-Druckpistolen”. Selbst wenn sie angeboten werden, kaufen Sie keine! Und noch was: Meiden Sie den Kontakt mit den “Straßen-Rambos”, um sich und andere nicht in Gefahr zu bringen.
- Mönche, Babys oder ältere Menschen auf keinen Fall mit Wasser begießen.
- Schießen Sie mit ihrer Wasserpistole auch nicht auf Motorradfahrer oder Autos, um Verkehrsunfälle zu vermeiden.
- An Songkran wird oft übermäßig Alkohol konsumiert, was immer zu einem drastischen Anstieg von Unfällen führt. Jedes Jahr werden dabei etwa 30.000 Personen verletzt und mehrere hundert sterben. Deshalb: Meiden Sie Alkohol. In der Hitze und Menschenmenge kann man leicht kollabieren. Außerdem sind die Polizeikontrollen besonders streng.
Songkran wird übrigens nicht nur in Thailand zelebriert, sondern auch in anderen Ländern Süd- und Südostasiens – ebenfalls Mitte April, aber unter anderem Namen: Von Laos („Bun Pi Mai“), Kambodscha („Chaul Chnam Thmey“) über Myanmar („Thingyan“) bis nach Bangladesch („Pohela Boishakh“). Auch die Neujahrs-Feiern der Singhalesen und Tamilen in Sri Lanka fallen auf diesen Tag („Aluth Avurudda”). In den beiden letztgenannten Ländern nehmen neben Buddhisten auch Hindus und Muslime an diesem Frühlingsfest teil.
Eins ist sicher: Nirgendwo sonst wird Neujahr so ausgelassen gefeiert wie im thailändischen Königreich. 2023 wurde Songkran in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
© 2025 Nathalie Gütermann/Thailand-Lifestyle.com. Fotos: Fah Thai/TAT