Santa Cruz Church & Portugiesenviertel

❂ Thonburi: “Im Namen des Vaters…”❂ Ein katholisches Gotteshaus im Land des Buddhas? Ja, das gibt’s… und zwar im Portugiesenviertel auf der Westseite des Chao Phraya Flusses. Wenn Sie in dieser Gegend unterwegs sind, dann gehört dieser Abstecher durch einen Jahrhunderte alten Stadtteil unbedingt zu Ihrem Sightseeing-Programm.

Ehrfürchtig stehe ich vor dem cremefarbenen Sakralbau mit karminroter Kuppel, Rundbögen, Balkonen und Verzierungen. Wo bin ich hier nur gelandet, frage ich mich bei meinem ausgedehnten Spaziergang durch Thonburi.  Selbst ein Thailand-Kenner reibt sich die Augen, denn was sich da imposant zwischen modernsten Hochhäusern erhebt, ist tatsächlich eine alte katholische Kirche.

Thailand Lifestyle präsentiert: Historisches Portugiesenviertel & Santa Cruz Kirche, Thonburi

Erbaut wurde sie im Jahre 1770 und erinnert bis heute an die Portugiesen, die die ersten Westler waren, die sich mit Siam anfreundeten. Das nahe gelegene Baan Kudi Chin Museum (… Infos dazu weiter unten im Text) sowie eine Reihe von portugiesischen Bäckereien bieten einen charmanten und lehrreichen Ausflug in das alte Thonburi.

Ursprünglich wurde die Kirche vollständig aus Holz errichtet, dann allerdings 1916 durch einen gewaltigen Brand schwer beschädigt – ähnlich wie das französische Wahrzeichen “Notre Dame” im April 2019 in Paris. Die Restauration der Santa Cruz Church dauerte einige Jahre und man nutzte diese, um die Kirche mit einer festen Zementstruktur zu ummanteln und zu fixieren. Die rote Kuppel an der Kirchenspitze ist ähnlich gestaltet wie die der Kathedrale in Florenz, und man kann sie schon von Weitem deutlich sehen.


Vater, Sohn & Heiliger Geist

Die Santa Cruz Church, wegen der hier ansässigen Gemeinde Kudi Chin auch als Wat Kudi Chin bei den Einheimischen bekannt,  zeichnet sich durch eine Renaissance-Architektur mit neoklassizistischen Elementen aus – und das mitten in Thailand!  Stolz streckt  ihren Turm ‘gen Himmel, ganz so als wäre sie ein Geschenk Gottes.

Thailand Lifestyle präsentiert: Historisches Portugiesenviertel & Santa Cruz Kirche, Thonburi

Und tatsächlich ist hier der heilige Geist allgegenwärtig:

Menschengroße Madonnenfiguren, antike Glasmalereien mit Fragmenten aus der Bibel und Kreuze wohin man blickt – das Erkennungszeichen der Christen.

Ein ganz besonderer Hingucker ist das halbrunde Gewölbe, das mit prächtigen Blumen-Mosaiken übersät ist. Wer das Kirchenschiff betritt, wähnt sich augenblicklich irgendwo in Europa, sicherlich aber nicht in einem Land, wo der Buddhismus von rund 90% der Bevölkerung täglich praktiziert wird.

Thailand Lifestyle präsentiert: Historisches Portugiesenviertel & Santa Cruz Kirche, Thonburi

Dies ist übrigens nicht das einzige Gotteshaus im thailändischen Königreich. Es gibt auch noch die “Holy Rosary Church” und die prächtige “Assumption Cathedral” auf der gegenüber liegenden Seite des Flusses, und zwar im Stadtteil Bangrak – zwischen dem Mandarin Oriental Hotel und dem “Shangri La”. Eine weitere, über 115 Jahre alte römisch-katholische Bischofskirche steht in der Provinz Samut Songkhram, am Ufer des Maeklong Flusses: “The Nativity of our Lady”.

Ob an Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten oder an Weihnachten… dies sind alles Orte, an die es nicht nur gläubige Expats, sondern auch Thais hinzieht. Ja, tatsächlich. Es gibt in der Tat einige Thailänder, die den christlichen Glauben praktizieren. Das kann zum Beispiel Pfarrer Jörg Dunsbach von der Katholischen Gemeinde in Bangkok bestätigen.


Portugiesenviertel & Kudi Chin Community

Obwohl Thailand nie kolonialisiert wurde, so sind einige ausländische Einflüsse im Königreich sichtbar. Die Portugiesen kamen 1511 nach der Eroberung der Meerenge von Melaka an – am Ufer des Chao Phraya River. Obgleich die hellhäutigen Europäer für die Siamesen wie  Aliens aussahen, haben sie Anfang des 16. Jahrhunderts eine harmonische Handelspartnerschaft mit Ayutthaya geschlossen.

Nachdem die Burmesen im Jahre 1765 systematisch begonnen hatten, die alte Königsstadt Ayutthaya zu zerstören, schlugen sich einige Portugiesen auf die Seite von König Taksin.

Thailand Lifestyle präsentiert: "Baan Kudi Chin Museum" im historischen Portugiesenviertel

Doch keine Chance! 1767 fiel die Stadt endgültig und ging in Flammen auf.  Dennoch setzten tapfere Portugiesen ihre militärische Unterstützung für König Taksin fort, um die Eindringlinge abzuwehren. Ihr treuer Dienst wurde nicht vergessen. Ein paar Jahre später gewährte der dankbare Monarch den Europäern ein großes Grundstück südlich seines neuen Palastes in Thonburi.

Der gegenseitige Respekt ist bis heute erhalten geblieben, und die Nachfahren haben noch immer ihren festen Platz in speziell diesem Stadtteil von Thonburi/Bangkok. Man nennt diese Gemeinde Kudi Chin Community, oder auch “Kudee Jeen”.

Befestigte Straßen gibt’s hier nicht, nur enge Spazierwege entlang der Klongs und unzählige Sackgassen. Das verleiht diesem Labyrinth-Viertel eine verschlafene und zugleich mystische Atmosphäre.  Verwitterte Fensterläden aus goldenem Teakholz, verrostete Emaille-Schilder mit roten Hausnummern, zersplitternde Wandgemälde, der chinesische “Kuan Yin”-Schrein, das “Windsor House” im Zuckerbäckerstil… all das sind die wenigen Überbleibsel einer vergangenen Epoche. Und ein ganz spezieller  Snack!

Köstliche Nascherei: Portugiesischer "Khanom Farang Kudi Chin"-Kuchen

Das kulinarische Highlight aus der Zeit des alten Siam heißt “Khanom Farang Kudi Chin” (Farang heißt Ausländer). Dies ist eine höchst seltene, sehr traditionelle Süßigkeit, deren Rezept noch von den ersten portugiesischen Einwanderern stammt.

Yummy… die Biscuit-Küchlein mit ihren Apfelstückchen und Jujuba-Fruchtsplittern sind locker, flockig und zerschmelzen im Mund!

Es gibt nur noch zwei Familien, die diese hausgemachten Desserts herstellen und an die lokalen Shops und an einige Luxushotels verkaufen. Ich habe eine Bäckerei besucht und durfte auch hinter die Kulissen des “Thanusingha Bakery House” schauen…

Nathalie Gütermann beim Besuch einer traditionellen Bäckerei. Hier mit Besitzer Khun Teepakorn Sudjitjul

Auf dem Foto oben führt mich der Besitzer Khun Teepakorn Sudjitjul durch seine Backstube und erklärt mir die Herstellung der kleinen runden Köstlichkeiten. Einige Frauen füllen die Keks-Mischung in spezielle Formen; gebacken wird diese anschließend in einer Art Tandoor-Ofen.

Das Rezept hat mir der junge Bäckermeister allerdings nicht verraten…!! Dafür erfahre ich jedoch noch die ein oder andere Information über seine Gemeinde.

Bereits für seine streng gläubigen Urgroßeltern wurde die eingangs erwähnte Santa Cruz Church jeden Sonntag zum Treffpunkt mit anderen Mitgliedern der Dorf-Gemeinde. Sie war – und ist bis heute – das Zentrum der überwiegend katholischen Kirchgänger. Hinzu kamen seinerzeit auch ein Santa Cruz Kindergarten, die Santa Cruz Suksa School und das Santa Cruz Convent. Die Portugiesen heirateten zunächst nur untereinander, später gab es Mischehen mit Thailändern.

Ein Großteil ihrer Nachkommen – so wie Khun Teepakorn (heute in der 5. Generation!) lebt auch im 21. Jahrhundert noch in  im Einklang mit den uralten Bräuchen und den überlieferten Traditionen seiner Vorfahren.


Interessantes Museum: “Baan Kudi Chin”

Der Einfluss und die Macht Portugals in Südostasien ließ mit dem Einzug der Niederländer, Briten und Franzosen spürbar nach. Das Erbe der portugiesischen Geschichte und Kultur konnte jedoch Dank des Museums “Baan Kudichin” für die Nachwelt erhalten werden.

Thailand Lifestyle präsentiert: "Baan Kudi Chin Museum" im historischen Portugiesenviertel

Es ist im ehemaligen 4-stöckigen Wohnhaus  einer katholische Familie untergebracht. Dort gibt es auch einen hübschen Garten, wo Sie vor oder nach dem Besuch Ihren Kaffee genießen können, umgeben von üppigem Grün und einem Teich, der der Jungfrau Maria gewidmet wurde. Ihre Statue thront betend über dem Tümpel.

Im Innenraum des Cafés im Parterre ist der Fliesenboden ein echter Hingucker, denn er ist ganz und gar mit schönstem floralen, typisch portugiesischem Design bedruckt.

Besonders interessant ist jedoch ie Ausstellung im 2. Stock. Hier wird anhand von alten Landkarten und Aufzeichnungen die Ankunft der Portugiesen in Ayutthaya  und deren späteres Leben in der Thonburi-Ära erzählt. In der 3. Etage sind historische Fotos der ehemaligen Besitzer in ihrem  Familienheim ausgestellt, und von der Dachterrasse aus bekommen Sie einen kleine Überblick über die  Kudi Chin-Gemeinde mit ihren uralten Häusern, die sich in den extrem engen, verwinkelten Gassen aneinander reihen.

Hier finden Sie einige Impressionen von meinem Bummel durch diesen fast vergessenen Stadtteil…

© Text & Fotos: Nathalie Gütermann

Information

PORTUGIESENVIERTEL & “KUDI CHIN WALK”
Sie können vom westlichen Ende der Memorial Bridge direkt zur Santa Cruz Kirche laufen, oder von der gegenüber liegenden Fluss-Seite die Fähre ab dem Blumenmarkt “Pak Klong Talat” nehmen. Die Santa Cruz Church hat ihren eigenen Pier. Dort befindet sich auch das Kudi Chin Museum.

Weitere Attraktionen im Portugiesenviertel, die man leicht zu Fuß von der Santa Cruz Church erreichen kann: Wat Prayoon und Wat Kalayanamit.

Webseite: https://baankudichinmuseum.com/

Adresse: Santa Cruz Church, 112 Soi Kudeejeen &
Baan Kudi Chin Museum, 271 Soi Wat Kanlaya
Thonburi

Lage: Thonburi, Westufer des Chao Phraya

Flughafen/Pier: Santa Cruz Pier

BTS/MRT: BTS "Krung Thonburi" (+ Taxi)

Preisniveau: Kirche + Museum: Eintritt frei

Öffnungszeiten: Kirche: Mo-So: 08:00-18:00 Uhr; Museum: Di-So: 09:30-18:00 Uhr

Küche: Thai Food & Portugiesische Kuchen-Spezialität: "Khanom Farang Kudi Chin"