Jurrasic Park: Dinosaurier in Khon Kaen

Willkommen im Reich der Dinosaurier – willkommen im „Jurassic Park von Isaan“! Knapp 80 Kilometer westlich von Khon Kaen liegt ein Ort, an dem Archäologen jubeln und Kinderaugen glänzen: das Dinosaurier-Museum von Phu Wiang. In dieser Region wurden tatsächlich die ersten Dinosaurierfossilien Thailands entdeckt. Das thailändische „Ministerium für Naturschätze“ bestätigte uns, dass diese Gegend nicht nur wertvolle Bodenschätze birgt, sondern auch spektakuläre Spuren urzeitlichen Lebens. Spannend, oder? Wer Interesse an den uralten Riesen hat, begleitet uns jetzt auf eine Reise in die Tiefen der Erdgeschichte. Zurück in die Trias-Zeit, wo vor rund 250 Millionen Jahren alles begann…

Im Dinosaurier-Park von Khon Kaen findet man alle Informationen über die faszinierenden Riesen. Alle Fotos: © Thailand-Lifestyle.com

Sobald der Trubel des Hier und Jetzt verblasst, öffnet sich manchmal ein Fenster in eine Zeit, die weit vor unserer eigenen liegt – eine Ära voller steinerner Geheimnisse, vergrabener Giganten und fossiler Fragmente. Genau so erging es meinem Mann und mir an einem heißen Nachmittag, als wir unser AdLib Hotel in Khon Kaen in Richtung Westen verließen und nach ca. 1 Stunde Fahrt tief in die Hügel des Phu-Wiang-Nationalparks eintauchten.

Willkommen im Dinosaurier-Park von Khon Kaen. Alle Fotos: © Thailand-Lifestyle.com

Was wir dort vorfanden, war kein kitschiger Freizeitpark à la Hollywood, sondern ein Ort mit Spuren aus einer Zeit, als Thailand noch unter den stampfenden Füßen der Titanen bebte. Selten habe ich ein Museum gesehen, dass so unterhaltsam und auf spielerische Weise informativ gestaltet ist. Hier macht es keinesfalls nur Kindern Spaß, durch die Ausstellung zu spazieren.


Auf Tuchfühlung mit den Riesen

Schon beim Betreten des rund 16 Hektar großen Parks mit Themengarten entdecken wir sie im Gebüsch: die lebensgroßen Nachbildungen der Urzeitgiganten – riesengroß, imposant und erschreckend echt. Allein der Anblick ihrer messerscharfen Reißzähne und Riesenklauen jagt mir einen Schauer über den Rücken. Zum Glück trennen uns ein paar Millionen Jahre von dieser Welt mit Fluchtinstinkt.

Zugegeben: So einem Tyrannosaurus Auge in Auge gegenüberzustehen, selbst als Replik, ist schon ziemlich cool. Und ein Maul-Foto? Klaro – das muss einfach sein…! 🙂

Wer hier spazieren geht, dem wird schnell klar: Dieses Museum ist keineswegs ein verstaubtes Archiv, sondern ein lebendiger Lernort. Hier werden wir an das erinnert, was wir alle mal in der Schule gelernt haben:

Vom Urknall, der Entstehung des Sonnensystems und der Welt über die Entwicklung des Lebens im Wasser und an Land spannt sich der Bogen bis hin zum Erdendasein von Tieren aller Art. Immer im Fokus: die Dinosaurier – von der Mittleren Trias vor rund 250 Millionen Jahren…

… bis zur Kreide-Tertiär-Grenze vor etwa 65 Millionen Jahren. Interaktive Infotafeln und multimediale Inszenierungen lassen erahnen, wie dramatisch, faszinierend und gewaltig diese Epoche war. „Jurassic Park“ lässt grüßen!

Es erzählt nicht nur vom Aufstieg und Fall der Dinosaurier, sondern auch von dem, was danach geschah – von der biologischen Evolution, der langen und interessanten Geschichte unseres Planeten und seinen geologischen Wundern. In diesem Zusammenhang besonders beeindruckend: die Arbeit der Paläontologen.

Wer will, kann durch Fenster in echte Labors blicken, wo thailändische Forscher mit Pinsel und Pinzette Geduld beweisen – fast wie Goldsucher, nur eben auf der Spur versteinerten Lebens.

Rundgang durch das Dino-Museum

Ein Bummel durch die 5 500 m² große Ausstellung des “Phu Wiang Dinosaurier-Museum” ist ein faszinierender Mix aus Wissenschaft und Erlebnis. Einige Exponate sind Originalfossilien, aber es gibt natürlich auch viele Replika – darunter Arten wie Siamosaurus, Siamotyrannus und Kinnareemimus. Was immer diese auch bedeuten mögen…!

Besonders beeindruckt hat mich der Phuwiangosaurus Sirindhornae – ein Riese aus der Kreidezeit, der einst durch diese Region stapfte. Wow! Man stelle sich diese Kreatur mal bildlich und quicklebendig vor. Mit seinen rund 19 Metern Länge und einem geschätzten Gewicht von rund 17 Tonnen gehörte dieser Dino zu den größten Pflanzenfressern, die je in Südostasien lebten.

Benannt wurde dieser Saurier nach dem Fundort Phu Wiang – und nach Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn (hier nochmals der Name: “Phuwiangosaurus Sirindhornae”). Wie ihr verstorbener Vater König Bhumibol (Rama IX) setzt sich seine Tochter seit Jahrzehnten mit großer Leidenschaft für Wissenschaft und Paläontologie in Thailand ein.

Ich finde es schon interessant, wie hier die Verbindung zwischen königlichem Engagement und naturwissenschaftlicher Entdeckung sichtbar wird.

Und weiter geht unsere Dino-Tour! Dabei drängt sich natürlich eine Frage auf:


Dinosaurier: Reptilien oder Vögel?

Die Antwort lautet: Beides. Oder besser gesagt – es kommt darauf an, welchen Dino man meint. Zwar galten Dinosaurier lange als typische Reptilien, doch es gab auch eine Gruppe gefiederter Arten, die offenbar fliegen konnten. Manche lebten sogar am Wasser und konnten schwimmen.

Hier ein klitzekleiner Exkurs in Biologie und Evolutionstheorie – aber keine Sorge: Das wird keine langweilige Schulstunde! Wir finden das Thema einfach zu faszinierend, um es nicht kurz anzuschneiden.

Die Faktenlage ist kaum zu glauben: Das gackernde Huhn am Straßenrand ist ein echter Dino. Nur ohne Zähne.

Klingt verrückt? Ist aber wissenschaftlich belegt. Denn während die meisten Dinosaurier vor etwa 66 Millionen Jahren ausstarben, überlebte eine kleine Gruppe – die Vögel. Genauer gesagt: die direkten Nachfahren zweibeiniger Raubsaurier, der sogenannten Theropoden.

Diese hatten schon damals erstaunlich vogelähnliche Merkmale: hohle Knochen, federartige Strukturen und sie widmeten sich auch der Nestpflege.

Und so flattert heute in jedem Spatz, Huhn oder Kolibri ein kleines Stück Urzeitgeschichte. Kein Witz!

Doch ich finde es trotzdem witzig – und muss immer wieder lachen, wenn ich daran denke. Eben noch stand ich ehrfürchtig vor einem nachgebildeten Tyrannosaurus rex, wenig später hockt ein Federvieh mit Dino-Gen auf der Museumstreppe. Was einst fauchend durch den Urwald streifte, gackert heute durch unsere Gärten…!

Mit einem Satz auf den Punkt gebracht: Der Saurier lebt weiter – in welcher Form auch immer!


Knochenfunde & Fußabdrücke

Laut Wikipedia erhalten Paläontologen das Wissen über die Dinosaurier durch die Untersuchung von Fossilien, wobei Knochenfunde sowie Haut- und Gewebeabdrücke oder versteinerte Eier eine herausragende Rolle spielen. Durch sie werden wichtige Daten über Anatomie und Körperbau, Biomechanik und vieles mehr gewonnen.

Weitere Hinweise, insbesondere über das Verhalten der Dinosaurier, liefern die Spurenfossilien, etwa Zahnabdrücke an Knochen von Beutetieren, Hautabdrücke, Schwanzabdrücke, versteinerter Kot und vor allem fossile Fußspuren.

Auf einem bewaldeten Plateau unweit des Museums lassen sich gut erhaltene Fußspuren entdecken: teils von kleineren Theropoden, teils von deutlich größeren Sauropoden. Ein faszinierender Ort, auf den wir gleich noch genauer zu sprechen kommen!

Dinosaurierspuren finden sich übrigens nicht nur in Khon Kaen, sondern auch an vielen anderen Orten im Nordosten Thailands. Detaillierte Karten in der Ausstellung verraten, wo sich diese paläontologischen Hotspots genau befinden.

Doch wir bleiben, wo wir sind, denn hier findet man alles Wissenswerte auf einem Fleck.


Sensationsfund im Nationalpark

Im Jahr 1976 wurde in der Gegend von Phu Wiang der erste Dinosaurierfund auf thailändischem Boden gemacht. Damals entdeckte der thailändische Geologe Sutham Yaemniyom einen Knochen, der später als Teil eines Sauropoden-Oberschenkels identifiziert wurde – ein sensationeller Fund, der den Grundstein für alle weiteren Ausgrabungen in der Region legte.

Ursprünglich war Yaemniyom eigentlich auf der Suche nach Uran gewesen. Doch speziell dieser eine Fund veränderte alles. In den folgenden Jahren traten bei systematischen Grabungen immer mehr Petrefakte zutage: Knochen, Zähne und weitere fossile Überbleibsel, die heute – im Original oder als Replik – im Dinosaurier-Museum von Phu Wiang ausgestellt sind.

Die meisten davon stammen aus dem Gebiet des Phu Wiang Nationalparks, etwa 85 Kilometer nordwestlich von Khon Kaen gelegen. Der Park erstreckt sich über ein Areal von 325 Quadratkilometern und ist heute nicht nur ein geschütztes Naturgebiet, sondern auch eine der bedeutendsten paläontologischen Fundstätten Südostasiens.

Es gibt wohl viele Fußspuren von Tieren, doch besonders hervorzuheben sind die der Dinosaurier. Wissenschaftliche Forschungen führten zur Erschließung von insgesamt neun offiziellen Ausgrabungsstätten. Eine davon ist die Site No. 1, wo der berühmte Phuwiangosaurus gefunden wurde, den wir bereits beschrieben haben… – benannt nach Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn.


Ausgrabungsstätte Hin Lat Pa Chad

Nach unserem Museumsbesuch begeben wir uns zu der bekanntesten Ausgrabungsstätte. Hin Lat Pa Chad liegt nur 20 Kilometer vom Dinosaurier-Museum entfernt.

Vom Parkplatz aus führt ein kleiner Pfad durch den Wald direkt zu den Felsen, wo sich in der Tat über 60 gut erhaltene Fußspuren bestaunen lassen.

Sie stammen aus der frühen Kreidezeit und sind in einem Sandsteinbett in einem ehemaligen Flusslauf erhalten. Die Fundstelle gilt als wissenschaftlich, pädagogisch und touristisch wertvoll, ist jedoch durch Erosion, Wasserläufe und menschliche Eingriffe gefährdet.

Um die schon verblassten Spuren zu erhalten, wurde ein Konservierungsplan ins Leben gerufen, der die Umleitung von Wasser und die Entfernung von Sedimenten vorsieht. Während wir mit anderen Besuchern über die Felsen kraxeln, habe ich das Gefühl, als seien die Urzeitgiganten gerade erst vorbeigezogen.


Unser Fazit

Die Verbindung von wissenschaftlicher Präzision, landschaftlicher Schönheit und einer fast kindlichen Faszination machen das Dinosaurier-Museum sowie die Fundstellen im staubigen Gelände von Hin Lat Pa Chad zu etwas ganz Besonderem. Für Kinder ebenso wie für uns Erwachsene.

Uns jedenfalls hat diese einstündige Reise von Khon Kaen in den Phu Wiang Nationalpark nicht nur in die Vergangenheit geführt, sondern auch daran erinnert, wie faszinierend unsere Erde ist. Was bleibt, ist ein Gefühl von Ehrfurcht. Denn was wir dort gesehen haben, sind nicht nur simple Relikte der Urzeit. Sie sind Fenster in eine Welt, die lange vor uns existierte. 


© Text: Nathalie Gütermann. Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston


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Information

Dinosaurier-Museum Phu Wiang
Phu Wiang District, Khon Kaen 40150. Der Nationalpark selbst befindet sich in einer Senke, die durch tektonische Prozesse geformt wurde. 

Anreise:
Der Eingang des Parks befindet sich rund 90 Kilometer westlich von Khon Kaen. Mit dem Auto dauert die Fahrt rund 01:15 Stunden. Busse fahren im Stundentakt nach Phu Wiang Town. Von dort aus kann man für die letzten 19 Kilometer ein Tuk Tuk oder Mopedtaxi nehmen. Thai Airways und Nok Air fliegen mehrmals täglich von Bangkok nach Khon Kaen.

Öffnungszeiten:

Das Museum ist täglich – außer montags – von 9:30 Uhr bis 16:30 Uhr geöffnet. T: +66 81 846 2760