
Red Clay Temple: Koh Samuis roter Lehmtempel
Der „Red Clay Temple“ auf Koh Samui, auf Thai Wat Ratchathammaram, ist berühmt für seine spektakuläre rote Terrakotta-Architektur, die kunstvollen Flachreliefs im Innenraum und die Naga-Treppe mit goldenen Schlangenskulpturen. Wer im Süden der Insel Urlaub macht, sollte unbedingt einen Abstecher einplanen.
Der „Red Clay Temple“ (von den Einheimischen auch Wat Sila Ngu genannt), befindet sich im Südwesten der Insel, direkt an der Ringstraße und unweit des Royal Beach Resorts in Lamai. Zu Fuß erreicht man ihn von dort aus in weniger als fünf Minuten.
Verfehlen kann man ihn nicht, denn schon von Weitem leuchtet er in einem tiefen, warmen Rot, das in der Sonne zu glühen scheint. Die gesamte Hauptanlage, einschließlich des Innenraums, besteht aus terrakottafarbenem Lehm und jeder Zentimeter scheint seine eigene kleine Geschichte zu erzählen. Wir finden: Unbedingt hingehen, denn dieses heilige Kleinod muss man mal gesehen haben!
Der „Red Clay Temple“, der Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, ist in der thailändischen Tempelarchitektur absolut einzigartig. Seine markante Farbgebung verdankt der Tempel einer Mischung aus lokalem roten Lateritgestein, Zement und roten Pigmenten.
Die leuchtende Rotfärbung stammt allein aus natürlicher Terrakotta. Es wurden keine Lacke oder rote Farbe verwendet.
Die Ordinationshalle
Der Name „Sila Ngu“ bedeutet wörtlich „Steinschlange“ – ein Motiv, das sich in den schlangenförmigen Skulpturen und Symbolen nicht nur am äußeren und inneren Tempelgebäude, sondern auf dem gesamten Gelände wiederfindet. Doch davon später mehr.
Das Innere des Tempels, der sogenannte Ubosot, ist dicht mit geschnitzten Reliefs überzogen. Wer hier herumspaziert, bleibt unweigerlich an den dreidimensional gestalteten Szenen aus den Jataka-Erzählungen hängen, die von Buddhas frühem Leben berichten. Ebenfalls beachtenswert sind die Motive und Figuren aus der buddhistischen und hinduistischen Mythologie…
… wie der elefantenköpfige Ganesha oder furchteinflößende Dämonen. Zwischen ihnen tauchen immer wieder Garudavögel und unzählige Tänzerinnen auf. Auf der unteren Reliefdarstellung ist der Affenkönig Hanuman in einer Szene aus dem Ramkien zu sehen, der thailändischen Version des hinduistischen Epos Ramayana.
Im Zentrum der Tempelhalle thront eine goldene Buddha-Statue in der Haltung der Erdberührung, mit der Siddhartha den Moment seiner Erleuchtung besiegelte. Wenn am späten Nachmittag die Sonne schräg einfällt, wirkt die Terrakotta wie frisch gebrannt, und das Gold des allmächtigen Buddhas scheint vor dem tiefroten Hintergrund förmlich zu glühen.
Wer mag, kann sich in eine der Nischen setzen, einfach still verweilen und die Ruhe des „Red Clay Temple“ genießen.
Der Goldene Chedi
Wir bleiben noch auf dem Tempelgelände und spazieren in Richtung der vergoldeten Stupa “Phra That Sila Ngu”. In dieser sollen angeblich Buddha-Reliquien aufbewahrt werden.
Nochmals ein Wort zu den Schlangen-Symbolen. In der thailändischen und buddhistischen Mythologie erscheint die Naga häufig als riesige Schlange oder Drache – mitunter sogar mit mehreren Köpfen. Sie gilt als Beschützerin des Lebens und als Symbol großer Macht und tiefer Weisheit.
Nagas bewohnen einer Legende nach eine mythische Unterwelt. Sie bewachen verborgene Schätze und gelten als Hüter Buddhas und seiner Lehre. Es ist also durchaus sinnvoll, sich mit ihnen gut zu stellen…!
Der Schlangen-Schrein
In einem kleineren Schrein, unweit des goldenen Chedis, begegnen wir einer sitzenden Mönchsstatue, die über und über mit den typischen Goldplättchen bedeckt ist.
Zur Erklärung: Gläubige kleben diese hauchdünnen Blattgoldplättchen als religiöse Handlung auf Buddha-Statuen – gelegentlich auch auf Mönchsfiguren, um gutes Karma zu sammeln. Gold steht im Buddhismus für Reinheit, Weisheit und Erleuchtung. Das Anbringen der Plättchen symbolisiert zugleich die Unvergänglichkeit der buddhistischen Lehre.
Die Mönchsfigur ist umgeben von zahlreichen reich verzierten Schlangenskulpturen in unterschiedlichsten Größen. Die gesamte Szenerie wirkt ziemlich bedrohlich: Die steinernen Pythons präsentieren sich allesamt in typischer Droh- oder Angriffshaltung.
Die buddhistischen Grabstätten
Unmittelbar hinter dem goldenen Chedi führt eine außergewöhnliche Freitreppe hinab zum Meer. Anstelle eines klassischen Geländers schlängeln sich zwei riesige, goldene Kobras beidseitig die Stufen entlang.
Unten angekommen, erheben sie kämpferisch ihre Köpfe und bewachen den Aufgang zum Tempel. Diese „Schlangentreppe“ symbolisiert im Buddhismus den spirituellen Pfad zur Erleuchtung. Nicht verwunderlich also, dass sich in unmittelbarer Nähe buddhistische Grabstätten befinden, in denen die Asche Verstorbener in kleinen Chedis aufbewahrt wird.
Anstelle traditioneller Gräber, wie man sie von westlichen Friedhöfen kennt, sieht man hier meist Stupas, Urnenkammern oder tempelartigen Strukturen. Auf uns wirken sie wie kleine prachtvolle Schlösser. Übrigens hat die Kremation hat im Buddhismus eine besondere Bedeutung: Das Feuer steht für Reinigung und hilft, das Karma zu transformieren.
Wohlhabendere Familien haben hier eigene kleine Grabpavillons oder Mini-Stupas auf dem Tempelgelände errichten lassen. Diese sind hübsch mit farbenfrohen Mosaiken, goldenen Ornamenten und buddhistischen Symbolen versehen. Zu Beispiel mit Lotusblüten, Dharma-Rädern oder Buddha-Darstellungen.
Traumblick über den Ozean
Die Lage des „Red Clay Temple“ ist besonders reizvoll. Wer sich von der Straße entfernt und in Richtung Meer läuft, hat einen freien Blick auf die Ostküste von Koh Samui. Nicht jedem erschließt sich dieses Szenario sofort. Man muss schon ein wenig laufen, um diesen Ausblick zu erhaschen…
Hohe Koskospalmen säumen die Umgebung und verleihen dem Ort das charakteristische Flair Koh Samuis: tropisch und zugleich spirituell aufgeladen.
© Text & Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston
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