“Wat Arun”: Tempel aus 1000 Porzellanscherben
❂ Thonburi: Der “Tempel der Morgenröte” aus Geschirr-Stücken? ❂ Ja, das stimmt in der Tat! Komplett bunt verziert erheben sich seine Türme am Ufer des Chao Phraya und auch sonst ist der Wat Arun ganz anders als andere “Wats”. Er gilt als das Wahrzeichen von Bangkok und ist die Nummer 1 aller klassischen Sehenswürdigkeiten in der City.
Thailand wird auch das “Land der tausend Tempel” genannt. Rund 30.000 sogenannte “Wats” sind über das ganze Königreich verteilt, doch dieses Heiligtum ist besonders außergewöhnlich und beliebt.
Paradoxerweise ist der “Tempel der Morgenröte” ausgerechnet im Sonnenuntergang und in den Nachtstunden besonders prächtig anzusehen, wenn er im Glanz von tausend Lichtern erstrahlt und aussieht wie ein goldener Palast aus einer anderen Welt.
Genau 5 Jahre, von 2013 bis 2017, dauerte die aufwendige Restaurierung der Stupa im Zentrum des Tempels, und es war zu jener Zeit strikt verboten, die steilen Treppen bis an die Spitze zu erklimmen. Schauer, Sickerwasser aus dem Chao Phraya Fluss und mehrere Überschwemmungen während der letzten Jahre hatten dem Tempel arg zugesetzt.
Kostbare Skulpturen an den kleineren Prangs, die rund um die Pagode aufgestellt sind, wurden ebenfalls durch heftige Regenfälle und Winderosion beschädigt. Einige der alten Tempelmauern stürzten sogar ein. Dann endlich, im August 2017, wurden das hässliche Gerüst rund um das Herzstück des Wat Arun abgebaut und die Pagode mit Glanz und Gloria wieder eröffnet. Seither ist sie auch wieder komplett begehbar.
Besonderheit: Scherben als Dekoration
Der gesamte Komplex ist mit einem Mosaik aus buntem asiatischen Porzellan, Muscheln und Glasstückchen überzogen – insgesamt etwa eine Million Teile, die sich zu Blumenmustern arrangieren. Der Sage nach hatten die Erbauer ursprünglich nicht genügend Porzellan, um das große Bauwerk komplett zu dekorieren.
Und so rief König Rama III die Bevölkerung dazu auf, jedes Stück zerbrochenen Geschirrs abzuliefern. Die Untertanen hielten sich daran, lieferten große Mengen von Scherben an. Somit konnte der Tempel schließlich fertig gestellt werden.
Der “Wat Arun” ist nach dem hindischen Gott Aruna, dem Gott der Morgenröte benannt, und symbolisiert das buddhistische Universum. Er liegt im Ortsteil Bangkok Yai in Thonburi, am westlichen Ufer des Chao Phraya Flusses. Der “Wat Arun” unterscheidet sich insofern von allen anderen typischen Thai-Tempeln, weil er turmähnlich nach den Vorbildern im alten Khmer-Reich gebaut wurde.
Ein reich geschnitzter Turm, der sich nach oben hin verschlankt, nennt man Prang.
Die Geschichte des Wat Arun
Als König Taksin nach der Zerstörung Ayutthayas die neue, vorläufige Hauptstadt in Thonburi gründete, stand bereits an dieser Stelle ein älterer Tempel mit dem Namen Wat Chaeng. Dieser beherbergte ursprünglich den Smaragd-Buddha, der später auf die andere Uferseite “umzog” und heute als Nationalheiligtum im “Wat Phra Kaeo” (Temple of the Emerald Buddha) auf dem Gelände des Königspalastes zu besichtigen ist. Die kostbare Statue wird dermaßen verehrt, dass ihr Gold-Gewand sogar 3 x im Jahr vom aktuellen König Rama X. höchstselbst gewechselt wird.
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Der ursprüngliche uralte Tempel Wat Chaeng wurde erst nach zahlreichen Reparaturen und Vergrößerungen unter der Regierungszeit von Rama III (1824 – 1851) fertiggestellt und schließlich in Wat Arun umbenannt.
Mittelpunkt der Tempelanlage ist der “Phra Prang”. So wird der zentrale Turm ehrfurchtsvoll genannt.
Er ist rund 80 Meter hoch und der Umfang bemisst sich auf 234 m. Gitterförmig übereinander gelegte Teakholz-Stämme und ein Gemisch aus Steinbrocken und Tonerde bilden bis heute das stabile Fundament auf dem schwammigen Boden in Fluss-Nähe. Vier steile Treppen an vier Seiten verbinden insgesamt vier Ebenen, auf denen der Phra Prang umrundet werden kann.
Die Treppenaufgänge sind jeweils von übergroßen steinernen Wächterstatuen chinesischer Krieger flankiert, die die Eingänge bewachen. Jede Ebene des Turms wird von verschiedenen Göttern und Fabelwesen getragen, zum Beispiel von Dämonen, Garudas, Affen, dreiköpfigen Elefanten und sogenannten Kinnari Figuren (mythologische Wesen – halb Mensch, halb Vogel).
Zwischen diesen Ebenen sind kleine Nischen eingerichtet, in denen wichtige Stationen im Leben des Buddha abgebildet sind – von seiner Geburt bis zur Erleuchtung.
Auf der Spitze des Turms ist – wie traditionell für einen Prang üblich – eine goldene Krone angebracht, die ursprünglich für eine Buddha-Statue vorgesehen war. Auf dem Gelände ebenfalls sehenswert: Der Torbogen mit Krone, die Ordinationshalle, die chinesischen Pavillons und der “Mondop” mit zwei dreistöckigen Glockentürmen.
Insider-Tipp: “Amorosa Rooftop” @ Arun Residence
Am Schönsten anzusehen ist der Tempel vom gegenüberliegenden Ufer. Dort sollte man sich zur Happy Hour in der Bar “Amorosa” einfinden, die sich auf der Dachterrasse der “Arun Residence” befindet – einem kleinen Hotel umgeben von uralten thailändischen Shop-Häusern. Ab 19 Uhr täglich wird der Wat Arun angestrahlt.
➽ Zu den Details: “Amorosa Rooftop”
Wer zum Dinner bleiben will, findet genügend Platz im “The Deck”-Thai Restaurant einen Stock tiefer. Auch von dort hat man einen herrlichen Blick auf den “Wat Arun”, der sich – wie eingangs erwähnt – besonders in den Nachtstunden wie ein goldener Palast aus einer anderen Welt präsentiert.
© Text: Nathalie Gütermann; Fotos: N. Gütermann/FlickrCC
Das gesamte Westufer des Chao Phraya hat unglaublich viel Interessantes zu bieten – nicht nur den Wat Arun. Mein Lifestyle-Tipp: reservieren Sie ein paar Stunden, um dort auf Entdeckungsreise zu gehen. Es lohnt sich!