
Thailands Nordosten: ‘Village’-Leben erleben!
❂ Urlaub im Isaan ❂ Nicht jeden interessiert Strand & Sand! Wer Natur & Kultur in den Ferien bevorzugt, sollte sich “Nakhon Phanom” in Thailands Nordosten merken. Denn dort kann man noch das wahre, ursprüngliche Leben der Einheimischen erleben. “Responsible Travel” heißt das Zauberwort! Wer also als Besucher verantwortungsvoll reist und Rücksicht auf seine Umwelt nimmt, ist in den Dörfern der Region herzlich willkommen! Und entdeckt dabei noch viele anderen Attraktionen…
Als ich im Jahre 2018 eine Einladung zum “Mekong Tourism Forum (MTF)” in Nakhon Phanom erhielt, war mein erster Gedanke: “Nakhon… wie oder was..?” Ich gebe zu, ich musste mich selbst erst einmal schlau machen und auf Google Maps die Location finden. Denn ich bin nicht allzu oft in Thailands Nordosten unterwegs.
Stadt-Perle am Mekong: Nakhon Phanom
Das letzte Mal, als ich im “Isaan” ein paar Stories recherchierte, war mein Ziel Khon Kaen. Dort hatte ich mich in einem “Home Stay” auf dem Land eingebucht und Dorf-Urlaub bei den Locals gemacht. Die Provinz Nakhon Phanom, über die ich hier berichte (übrigens nicht zu verwechseln mit Nakhon Pathom bei Bangkok) ist – in östlicher Richtung – rund 4 1/2 Autostunden von Khon Kaen entfernt.
Die gleichnamige Stadt liegt direkt am berühmten Mekong River, an der Grenze zu Laos und Vietnam.
Man kann sich also auf eine bunte Völker- und Kultur-Mixtur gefasst machen. Tatsächlich ist insbesondere Thailands Nordosten ein Schmelztiegel mehrerer Nationen.
Wie spannend!
Highlights von Nakhon Phanom
Längst schon wurden laotische Einwanderer und Vietnamesen sowie deren Werte und Lebensweisen in die thailändische Kultur integriert, und es gibt gleich mehrere Freundschaftsbrücken in der Region.
Auch in Nakhon Phanom steht eine solche “Friendship Bridge”. Doch die Stadt hat auch zahlreiche andere Attraktionen zu bieten.
Dazu gehört zum Beispiel der wichtigste “Wat” – das Wahrzeichen der Provinz: der von den Thais sehr verehrte “Phrathat Phanom”-Chedi mit gleichnamigem Tempel (auf dem Foto).
Über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten habe ich einen Bericht für das Reiseportal “Thaizeit.de” geschrieben!
Die Stadt hat auch einen eigenen Airport. Von Bangkok aus dauert der Flug (mit Air Asia oder Nok Air) nur knappe 1 1/2 Stunden.
Also genügend gute Gründe für mich, am “MTF” in Nakhon Phanom teilzunehmen! Zum besseren Verständnis: Dies ist eine jährliche, für den Tourismus-Sektor sehr wichtige Veranstaltung, bei dem einflussreiche Entscheidungsträger aus der Reiseindustrie zusammenkommen.
Während eines 3-tägigen Forums mit Vorträgen und Workshops werden die neuesten Travel Trends präsentiert und diskutiert. Gerade hier wird oftmals mitbestimmt, “wohin die Reise geht”. Neuester Trend: “Village Experiences”…

Während des Forums kommen natürlich auch sozial-kritische Themen nicht zu kurz. Einer konsequenten MTF-Initiative folgend, die bereits 2017 begann, hat nicht nur Thailands Nordosten, sondern das gesamte Königreich eine umfassende “Anti-Plastik”-Aktion gestartet.
Ein nachhaltiges Umdenken zu diesem wichtigen Thema hat generell begonnen, auch in den Nachbarländern. Der Kampf gegen Plastikmüll ist jetzt in vollem Gange – siehe dazu meinen ausführlichen Bericht hier!
“Transforming Travel – Transforming Lives”
Das thailändische Fremdenverkehrsamt TAT hatte mich im Anschluss an das Forum noch auf eine Pressereise eingeladen. Unsere 2-Tages-Tour ging von Nakhon Phanom über Mukdahan und Samut Nakhon. Doch darüber berichte ich an anderer Stelle im Detail.
Unter dem Motto “Durch verändertes Reisen Leben verändern” standen Community-basierte Projekte im Mittelpunkt aller MTF-Vorträge, die bei den fast 500 Delegierten großen Zuspruch fanden. Workshops waren erstmals auch vor Ort in den Gemeinden der in Nakhon Phanom ansässigen ethnischen Gruppen eingeplant.
Vor allem ich war darüber begeistert!
Hatte ich doch so die Möglichkeit, einen ganzen Tag lang dem Konferenzsaal, dem ständigen Bustransfer und meinem Hotelzimmer zu entfliehen und das wahre Leben und Wirken der Bevölkerung im Isaan hautnah kennenzulernen.
Als Zeichen des Respekts trug ich – wie alle Beteiligten – ein traditionelles handgewebtes Hemd.
Ein nettes Souvenir, das ich in Ehren halte!
“Village”-Besuch
Die thematischen Workshops, die in acht Dörfern stattfanden, waren ein echtes Highlight. Jedes Dorf ist für seine ganz eigenen Aktivitäten und Fertigkeiten bekannt. Zur Wahl standen folgende Themen: Ökologische Landwirtschaft (Bio Tourismus), Gesundheit & Wellness, Abenteuer, Religion, Festivals, Thai Food, Kulturerbe oder Tradition.
Ich entschied mich für Letzteres, denn ich bin speziell an der Tradition und Arbeitsweise der ethnischen Bevölkerung interessiert. Tatsächlich öffneten die Dorfbewohner das erste Mal ihre Tore für “Fremde”. Das war auch für mich eine kleine Sensation.
Es ist schon etwas ganz Besonderes, einmal ganz authentische Einblicke in die Lebensweisen der Landbevölkerung zu bekommen. Ziel ist es in Zukunft, speziell im Isaan einen Urlaub mit Fokus auf “responsible travel” zu fördern und somit den Mitgliedern dieser ethnischen Minderheiten die Chance zu geben, zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Verantwortungsvollen Tourismus fördern
Sicher ist: Busladungen mit Pauschaltouristen wird es hier niemals geben. Das ist wichtig und gut so!
Niemand möchte das Dorfleben durch die Masse Mensch stören – darüber sind sich alle einig. Und so wird ein Kontroll- und Koordinationsbüro vor Ort dafür sorgen, dass nur nach Voranmeldung ein Besuch zugelassen wird.
Hierzu kann vor allem das lokale Fremdenverkehrsbüro der “Tourism Authority of Thailand” in Nakhon Phanom Auskunft geben. Siehe Kontakt-Details in der Infobox unten.
Willkommen im “Tai Kha”-Dorf!
Diese kleine Gemeinde liegt rund 50 km von der Stadt entfernt, irgendwo im Hinterland. “Tai Kha” ist eine der bedeutendsten ethnischen Gruppen in der Provinz Nakhon Phanom.
Anthropologen bezeichnen sie gar als eine der ältesten Stämme im Mekong-Delta.
Wie man hört, sollen die “Tai Kha”-Menschen Nachkommen der Khmer aus dem Chenla-Königreich sein. Dieses wurde später als das Khmer-Reich bzw. “Srikhotraboon”-Königreich bezeichnet.
Dorfbewohner in traditionellen Kostümen und Vertreter ihrer ethnischen Gemeinschaft begrüßten uns mit “Pauken & Trompeten”, voller Herzlichkeit und Gastfreundschaft – wie man auch in meiner Bildergalerie unten sehen kann!
Bevor die Präsentation und Diskussion über den Sinn und die Umsetzung des “Responsible Tourism” begann, bei der auch die Wünsche und Interessen der Dorfbewohner mit einbezogen wurden, bat man uns zum Mittagessen.
Begleitet von den sanften Klängen der handgefertigten “Khaen”-Panflöten, wurden uns köstlichste Isaan-Spezialitäten aufgetischt.
Ich zog mich irgendwann zurück und machte im Alleingang einen Spaziergang durch das idyllische Dorf.
Handwerkskunst “made in Isaan”
Wie alle Generationen vor ihnen, sitzen die Bewohner auch heute noch auf dem Boden der einfachen, mit Stroh bedeckten Bambus-Salas und arbeiten. Manche spinnen und weben an uralten Webstühlen.
Oder sie knüpfen oder flechten mit ihren Händen die schönsten Produkte, wie zum Beispiel Bastmatten oder Körbe, die später für wenig Geld auf lokalen Märkten angeboten werden.
Es ist schon sehr faszinierend zu sehen, wie die Frauen und Männer hier – im “Tai Kha Village” von Nakhon Phanom – traumhafte Stoffe, Kleider und Souvenirs herstellen. Mehr Fotos sehen Sie in meinem Album am Ende des Berichts.
Noch geben die Dorfältesten ihr Wissen um diese traditionelle Handwerkskunst an die heranwachsende Generation weiter. Die Krux dabei: Viele jungen Leute haben ihre Dörfer längst verlassen, um in den größeren Städten ihr Glück zu versuchen. Und vor allem mehr zu verdienen, als ihre Großeltern und Eltern.
Reisen mit Tiefgang
Um das Lebenswerk dieser Menschen zu unterstützen und ihnen die Chance zu geben, durch verantwortungsvollen Tourismus mehr Einnahmen zu generieren, hat das “Mekong Tourism Coordination Office” diese sehr lobenswerte Initiative namens “Village Experiences” ins Leben gerufen.
Ich jedenfalls kann diesen Trend nur von ganzem Herzen unterstützen! Es war mir eine große Freude, das “Tai Kha”-Dorf und seine Bewohner zu besuchen und wahrhaftiges und authentisches “Dorf-Leben” in Thailands Nordosten zu erleben. Und ich habe diesen liebenswerten Menschen versprochen: “Ich werde definitiv wiederkommen!” Das nächste Mal mit Familie oder engen Freunden.
Mein Fazit: Vielleicht fühlt sich ja jetzt auch der ein oder andere kulturell interessierte Leser von dieser Form des Reisens angesprochen. Sicher ist: Dieses Szenario werden Sie definitiv nicht in Bangkok oder anderswo erleben. Denn das wird exklusiv – und nur auf privater Basis – in Nakhon Phanom angeboten. Auch das ist meine Interpretation von “Thailand Lifestyle”…!! 🙂
© Text & Fotos: Nathalie Gütermann
Andere interessante Berichte über das Leben in Thailands Nordosten:
⇒ Khon Kaen Homestay: Dorf-Urlaub mit “Locals”