Tonsai Village, Phi Phi: Phönix aus der Asche

❂ Leben mit einer Tragödie ❂ Die Spuren des verheerenden Tsunami sind nicht ganz verwischt. Noch immer zeigen sie sich wie Narben auf einem geschundenen Körper. Was Phi Phi Island an einem schönen Morgen im Dezember des Jahres 2004 erleben musste, ist ein Drama! Doch diese kleine Inselortschaft ist nicht in der Welle ertrunken, sondern hat sich tapfer ins Leben zurück gekämpft. Das verdient Respekt!

Hinter den Kulissen der Hafenpromenade im Tonsai Dorf…,

… dort wo sich unzählige Souvenirshops, Kleider- & Schmuckstände, Touren- & Tauchanbieter, Bars & Bistros aneinanderreihen, und sich die Menschenmassen über den Pier und durch winzige Wege zwängen…,

dort holt einen die bittere Realität ein:

Schrotthaufen zwischen zusammengezimmerten Wellblechhütten; Wäscheleinen mit vergilbter Kleidung auf dem Balkon, kaputte Plastikstühle in billigen Bars, und achtlos weggeworfener Müll zwischen blühenden Bäumen.

Man kann die Augen nicht vor der traurigen Wahrheit verschließen, dass hier einst während des Tsunamis etwas Schreckliches geschehen ist! Und den Bewohnern fehlt schlichtweg die Tatkraft, Energie und das nötige Kleingeld, um aus Tonsai Village wieder das zu machen, was es einmal war:

Ein strahlendes Dorf in einer idyllischen Bucht.


Menschenmassen, enge Gassen… – lieber weglassen?

Man hatte mir dringend abgeraten, hierherzukommen.

“Du wirst Dich in Horden von Backpackern wiederfinden, das Meerwasser ist trüb und nicht zum Baden geeignet, schöne Shops gibt’s nicht, und jeder Bootsmann möchte Dir einen Ausflug zur überfüllten Maya Bay anbieten”.  Spätestens seit Leonardo dort war, ist auch diese Bucht nicht mehr die betörende Schönheit, die sie eins war.

Doch ein kurzer Tonsai-Ausflug… warum nicht für 1 oder 2 Stunden zum Souvenir-Shoppen und auf ein Glas Eiskaffee? Als Alternative zum Strandleben und dem bekannten Hotel-Ambiente*?

Wer noch nie hier war, sich aber naserümpfend wegdreht und ungesehen  urteilt, der sei gerügt.


Überraschungen beim Bad in der Menge

Ich finde: auf den Blickwinkel kommt es an!

Zumindest für mich hat sich der Kurzbesuch gelohnt. Wer Luxus und Lifestyle wünscht, hat hier nichts verloren, das stimmt. Doch wer das “ehemalige” Tonsai-Dörfchen sucht, der findet es noch an einigen Stellen hinter den Kulissen. Und auch mitten im (Rucksack)-Touristengewühl.

Es sind die “typisch thailändischen”, charmanten kleinen Entdeckungen am Wegesrand, die einen verzaubert innehalten lassen:

Die Schnitzereien auf einer alten verwitterten Holztür, die pittoresken Hippie Bars und Tattoo-Shops, die mit Blumengirlanden geschmückten Longtail-Boote fernab vom Pier und die mit bunten Tüchern umschlungenen “Geisterbäume”.

Das wahre Leben spielt sich – wie fast überall auf der Welt – auf der Straße ab. In diesem Falle, und das mag makaber erscheinen, auf der “Tsunami Evacuation Route”.

Tipp: Meiden Sie die Gegend rund um die große Anlegestelle in Ton Sai Bay! Und weil an ein geruhsames Sonnenbad an diesem Fleckchen Erde überhaupt nicht zu denken ist – machen Sie’s doch so wie ich und schlendern Sie ‘gen Osten bis zur Moschee.

Sie können aufatmen, denn dort ist sehr viel weniger los! Und hier entstanden auch einige meiner idyllischen Aufnahmen (siehe Bildergalerie)Biegen Sie links ab und folgen Sie den Schildern “View Point”, bis Sie auf der anderen Seite des Dorfes die “Loh Dalum Bay” erreichen. Hier können Sie einen Insta-reifen Blick auf die ankernden Longtailboote genießen.


Phi Phi People: Gesichter, die Geschichten erzählen

Und dann wäre da noch das Wichtigste überhaupt: die Menschen, die nach der Tsunami-Katastrophe hier geblieben sind und deren Charaktergesichter das Bild von Tonsai Bay prägen.

Es ist schon erstaunlich! Gerade hier, im arg gebeutelten Inselort, sieht man mehr lächelnde Dorfbewohner als anderswo in Thailand.

Oder glaube ich das nur?

Es sind all’ jene Menschen, die damals nicht vor weiteren möglichen Katastrophen geflohen sind. Es sind die ehemaligen “Trümmerfrauen und -Männer”, die nach wie vor hier wohnen und arbeiten, und die mit den wenigen täglichen Einnahmen ihre zum Teil verarmten, kranken oder verletzten Familienmitglieder weiterhin “über Wasser halten”.

Doch trist ist es nirgends!

Denn im Tonsai Village – inmitten der fröhlichen Alten und ihren Nachfahren – gibt’s ein paar kräftige Farbtupfer im Straßenbild: der “Rastaman” im Reggae-Look, die tätowierten Tattoo-Stecher, die Copy-Art-Künstler,…

..und oh, nicht zu vergessen: die Althippies und Rucksacktouristen!

Aus allen Kontinenten reisen sie an und überschwemmen den kleinen Ort mit ihren sperrigen Backpacks. Die einen sind ständig auf der Suche nach günstigen Unterkünften. Andere wiederum möchten die Phi Phi Inselgruppe kennenlernen.

Wobei ich Ihnen – bevor Sie eine Bootstour im Tonsai Village buchen – zunächst ans Herz legen möchte, erst einmal meinen Bericht über “The Beach & Co” zu lesen.


Mein Fazit: Wer inmitten eines bunten Völkchens “mitmischen” will, hat hier sicherlich Spaß. Denn in Tonsai geht’s meist zu wie auf einem riesigen Bazaar. Thais mischen sich mit Touristen, Moslems mit Buddhisten, sei’s drum! Und wer den “Phi Phi People” was Gutes tun will, der kauft sich eine nette Kleinigkeit aus geschnitztem Holz oder aus Perlmutt – oder auch einen Sonnenhut. Denn jeder Cent, der gerade hier in die Kasse gespült wird, hilft den Inselmenschen, auch in Zukunft zu existieren…


© Text & Fotos: Nathalie Gütermann


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⇒ Alle “Phi Phi Island”-Berichte im Überblick

Information

Wie immer hatte ich mich auf Koh Phi Phi im traumhaft schönen und nachhaltig geführten “Zeavola Resort” eingebucht. Das Hotel befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite vom Tonsai Village am Laem Tong Beach.
Dort buchte ich meine Bootstour und umrundete einen halben Tag lang den Phi Phi-Archipel. Dabei machte ich diesen Zwischenstopp im Inseldorf, um ein Eiscafé zu trinken und ein paar Souvenirs zu kaufen.

Die Tonsai Bay wurde 2004 vom Tsunami überspült, hat sich aber wieder weitgehend erholt. Im Hafen halten die großen Fähren und unzählige Longtailboote an. Billig- und Pauschaltourismus ist hier an der Tagesordnung, doch ein Kurzbesuch schadet nicht. Denn auf ganz Phi Phi Islands gibt’s nur hier ein paar Geldautomaten, 7/11-Shops und Apotheken.