Phuket Town kulinarisch: Ka Jok See
❂ Esszimmer mit Unterhaltungswert ❂ Was früher das weltbekannte “Kay’s Bistro” in München war, ist auf Phuket das legendäre “Ka Jok See”. Hier geht’s zu wie in einem Varieté-Theater! Überrascht stellte ich fest: dieses Dining-Konzept widerspricht allem, was ich bisher in Thailand erlebt habe. Sicher ist: Origineller – und teurer – geht’s nicht…
Wer diese kleine Lokalität namens “Ka Jok See” nicht kennt, bummelt glatt daran vorbei. Kein Schild weist darauf hin, welcher Schatz sich hinter einer unscheinbaren Hausfassade verbirgt.
Das winzige Lokal ist in einem umgebauten chinesisch-portugiesischen Shop-Haus in der Takua Pa Road untergebracht und ist laut eigener Aussage “A Dining Room with Entertainment”.
“Ka Jok See” heißt übersetzt: Buntes Fenster. Tatsächlich ist an der Innenwand neben dem Eingang ein großes farbiges Glasmosaik eingelassen, an dem eine breite Wasserwand herabfließt, sodass Passanten nicht hineinsehen können. Denn das heilige Innere ist ausschließlich für Gäste mit Tischbuchung reserviert.
KUNTERBUNTE ATMOSPHÄRE
Alles hier ist wie zufällig zusammengewürfelt: das Dekor, die Musik und das Essen. Der Besitzer Khun Lek und sein Team sind veritable Paradiesvögel, das völlig untypische Thai Lokal ist plüschig-kitschig und die Comedians, Dragqueens und Ladyboy-Einlagen sind wirklich witzig.
Was Sie sonst noch erwarten können? Während des Thai Dinners geht es zu wie in einem französisch angehauchten Boudoir, und um Mitternacht regnen rote Rosenblüten vom Restaurant-Firmament. Moulin Rouge-Klassiker wechseln sich ab mit Pop-Schlagern und Funky House.
Das mag nicht jedermanns Sache sein. Erwähnenswert ist es jedoch allemal.
LOKAL MIT KULTCHARAKTER
Die berauschende Genuss- & Feier-Formel füllt das Haus Nacht für Nacht, daher sind Reservierungen obligatorisch. Während der Hochsaison muss man sogar Wochen im Voraus buchen. Interessant: das Lokal hat noch nie Werbung gemacht und muss es auch nicht. Seit dem Start vor mehr als 20 Jahren ist es an allen Öffnungstagen (4 x die Woche) knallvoll.
Also: gehen Sie auf keinen Fall unangemeldet ins “Ka Jok See”, denn sie bekommen definitiv keinen Tisch. Und: Wenn Sie ein knappes Budget haben, gehen Sie erst recht nicht dorthin. Denn der ganze Spaß ist für thailändische Verhältnisse super teuer.
Das Dinner gibt’s nur zum Festpreis. Was einst mit bereits teuren 1.200 Thai Baht begann, beläuft sich mittlerweile – nicht zuletzt wegen Corona – auf 3.000 Baht pro Person (ca 80€). Erstaunlich, dass das funktioniert, denn so viel kostet ja schon ein Essen in Bangkoks Feinschmeckerlokalen! Dafür kann man jedoch den ganzen Abend lang so viel bestellen, wie man will… –
“All you can eat”, lautet die Devise.
Sie bekommen ein gutes Abendessen serviert, allerdings nicht annähernd so erlesen wie im nahe gelegenen “Blue Elephant”.
Typisch Thai eben – so, wie es Einheimische und Touristen lieben. Die Portionen sind sehr groß und diese werden ebenfalls im “Thai Style” serviert… also jeder am Tisch teilt und probiert. Ob als Paar, oder noch besser, mit einer Gruppe von Freunden.
“Sharing is caring”.
Doch Hand aufs Herz: Reicht all das allein wirklich aus, um rund 100 € ++ pro Kopf für Speisen, Getränke und Entertainment auszugeben? Offensichtlich ja.
Erfolgsrezept: Schrullig, schrill & spaßig
Spontan frage ich mich: Was hat das “Ka Jok See” denn so berühmt gemacht? Und wie entstand eigentlich dieser Kult um ein völlig einfaches Thai Lokal?
Hier ein Erklärungsversuch:
Das originelle Ambiente macht’s! Der kleine Laden ist einem merkwürdig vertraut. Ganz so, als würde man einen kauzigen alten Freund besuchen, der weiß, wie man eine gelungene Party für seine Bekannten schmeißt.
Sobald Sie eintreten, werden Sie herzlich willkommen geheißen.
Gut geschultes männliches Personal führt Sie in den “Dining Room” und sofort fühlt man sich wohl. Wie gesagt… das Ambiente ist hier der entscheidende Pluspunkt.
Die hohe Decke besteht aus dunklen, dicken Holzbalken und verleiht dem Raum einen rustikalen, urgemütlichen Charakter. Akzente setzen hier die im rosa-rötlich getünchten Speiseraum und auf den Treppen platzierten übergroßen Vasen, die mit kunstvoll arrangierten, üppigen Bouquets aus echten Blumen ein echter Blickfang sind. Ebenso wie die glitzernden Straß-Fäden und bunten Luftballons, die immer mal von der Decke baumeln – je nach Event und Stimmung des “Hausherrn”.
Als Lichtquelle dienen zahllose, strategisch gut platzierte Kerzen, die sich in den auf Hochglanz polierten Kronleuchtern und Diskokugeln tausendfach widerspiegeln. Kissen aus feinster Thai Seide glänzen auf Stühlen und Sofas und an den Wänden hängen Gemälde, Holzapplikationen und allerlei Nippes. Auch finden sich einige Souvenirs aus den USA, wo Lokal-Besitzer Khun Lek einst Business & International Relations studierte.
Kurz: der Mix aus einer gewissen Klasse und billigem Kitsch, gepaart mit einem Schuss Glitz & Glamour, scheint Menschen aller Geschlechter, Farben, Formen und Altersklassen anzuziehen wie süßer Honig einen Schwarm Bienen.
Während ich dort mit Freunden dinierte und feierte, vergnügten sich neben mir junge 25-jährige Urlauber ebenso wie Einheimische in ihren Mittfünfzigern und sogar über 70-jährige Expats.
PARTY-STIMMUNG GARANTIERT
Angeheizt von Discomusik der 80er, Khun Leks sorfältig ausgewählten Entertainern und den durchaus ansehnlichen Adonis-Kellnern (die allesamt ausgebildete Tänzer und Sänger sind!), erreicht die Stimmung meist schon gegen 22 Uhr ihren Höhepunkt. Oft tanzen dann die Gäste ausgelassen auf der Tanzfläche, die eigentlich keine ist. Kurzerhand werden Stühle und Tische zum Laufsteg umfunktioniert, Wodka-Shots gibt’s umsonst, und Bongo Trommeln sorgen für den Rhythmus, wo jeder mit muss.
Die Nacht endet erst, wenn der letzte Gast gegangen ist, was schon mal zwischen 2 oder gar 3 Uhr morgens sein kann.
Mein Fazit: Das “Ka Jok See” ist ein Szenelokal mit Spaßfaktor und eine Art “Komödienstadel”, wo jedes einfache Abendessen zu einer gelungenen Feier mutiert. Für konservativ gesinnte Personen ist dieses Thai Lokal keine Option. Und wie gesagt: Es ist nun mal ein echt teures Vergnügen.
Aber wer gerne mal fernab vom Üblichen etwas ganz und gar Unübliches erleben möchte, für den lohnt ein Abend im “Ka Jok See”. Denn hier erlebt man ein brillant inszeniertes, lustiges und belustigendes Kontrastprogramm zu allen anderen Thai Restaurants im gesamten Land.
© Text: Nathalie Gütermann; Fotos: Ka Jok See
Und hier gibt’s noch mehr Restaurant-Tipps von mir:
⇒ Speisen im Palast: “Blue Elephant”, Phuket Town
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