
Zughotel Khao Yai: Traumreise ins grüne Glück
Ein Zughotel? Ich habe schon viele originelle Resorts in Thailand gesehen und getestet. Manche mit Aussicht, andere mit Auszeichnungen. Doch dieses hier fährt auf einem ganz anderen Gleis. Willkommen im “Intercontinental Khao Yai”, wo die goldene Ära des Reisens nicht nur nostalgisch beschworen, sondern mit allen Sinnen zelebriert wird. Wo historische Zugwaggons, einst im Dienst der thailändischen Eisenbahn, zu neuem Leben erweckt wurden – im sattgrünen Herzen des Khao Yai Nationalparks.
Hier rollt zwar keine Lok mehr los – und doch fühlt sich alles an wie eine Reise. Zurück in eine Zeit, als Bahnfahrten noch ein Ereignis waren. Als Kellner mit weißen Handschuhen Speisen auf Silbertabletts servierten, und livrierte Gepäckträger schwere Schrankkoffer bis in den Schlafwagen manövrierten.
Zurück in eine Zeit, als in den Salonwagen Zigarren glimmten, Whisky aus Kristallkaraffen floss – und die Reisenden hochelegant gekleidet waren: Die Damen in bodenlangen Kleidern, mit Perlenkette und roten Lippen. Die Herren mit Anzug, Hut und Taschenuhr.
Es war die Zeit des “Golden Age of Travel”.
Und hier, in Khao Yai, feiert diese schöne Redewendung ein fulminantes Comeback. Charmant entstaubt und modern inszeniert. Fast so, als hätte jemand “die goldene Ära des Reisens” ins 21. Jahrhundert gebeamt.
Der Clou: Design-Genie Bill Bensley hat ausgediente Waggons nicht einfach umgebaut und renoviert! Er hat sie in kunstvolle Suiten verwandelt, die irgendwo zwischen Agatha Christie, kolonialem Dschungeltraum und Great Gatsby anzusiedeln sind.
Das Ergebnis? Ein Ort für alle, die vom Alltag einfach mal abkuppeln wollen: Eisenbahn-Romantiker, Stadtaussteiger, stilbewusste Familien und Retro-Fans.
Also, liebe Leserinnen und Leser: Steigen Sie einfach ein und lassen Sie sich von mir entführen. Natürlich nicht bis ans Ende der Welt – aber dorthin, wo die Zeit stillsteht. Zumindest für ein paar wundervolle Tage in einem einzigartigen Refugium, in dem man das Tempo drosselt, sich fallen lässt und denkt:
“So etwas gibt’s wirklich nur einmal auf der Welt.”
Loslassen. Ankommen. Khao Yai.
Khao Yai ist Thailands ältester Nationalpark – und Teil des UNESCO-Weltnatur- und Weltkulturerbes. Nur knapp drei Autostunden von der pulsierenden Metropole Bangkok entfernt, öffnet sich eine zauberhafte grüne Oase, in der man so richtig durchatmen kann. Und das darf man durchaus wörtlich nehmen!
Durch die Höhenlage in der Bergwelt Zentralthailands ist die Luft frischer, klarer und etwas kühler als anderswo. Mit angenehmen Durchschnittstemperaturen zwischen 23 und 25 °C ist Khao Yai besonders bei gestressten Großstädtern aus Bangkok beliebt. Doch überlaufen ist es hier nie. Man begegnet höchstens einer Herde von Dickhäutern – manchmal direkt auf der Straße, während man durch die sattgrüne Landschaft kurvt.
Neben wilden Elefanten leben hier auch Leoparden, Tiger, Siam-Krokodile, Affen und Gibbons in diesem Naturpark, der sich über beeindruckende 2.172 km² erstreckt. Der Regenwald selbst ist wie gemacht für traumhafte Trekkingtouren oder ein erfrischendes Bad in natürlichen Felsbecken unter rauschenden Wasserfall-Kaskaden.
Was mir jedoch besonders im Gedächtnis geblieben ist, sind die weich geschwungene Hügel, die mich an die Toskana erinnern, gesäumt von fruchtbaren Obst- und Blumengärten, nachhaltigen Farmbetrieben und sogar Weingütern wie die renommierte Gran Monte Winery. Dazu später mehr.
Weil es in dieser Region so viel zu entdecken gibt, empfehlen wir einen mehrtägigen Aufenthalt mit mindestens zwei oder drei Nächten in diesem bezaubernden Märchenland.
First Class im Urwald
Wie aus einem Märchenbuch entsprungen wirkt auch das Refugium, das wir uns für unseren Aufenthalt ausgesucht haben: das Intercontinental Khao Yai Resort.
Eingebettet in ein rund 19 Hektar großes Parkgelände mit uralten Bäumen, plätschernden Wasserläufen und drei künstlich angelegten Seen, ist dies wohl das originellste Hotel, das das Thailand-Lifestyle–Team je besucht hat.
Entworfen wurde es vom preisgekrönten Architekten und Interior-Designer Bill Bensley, der weltweit über 200 Resorts, Hotels und Paläste gestaltet hat – darunter auch das Designhotel “The Slate” auf Phuket.
Doch dieses Projekt in Khao Yai zählt zweifellos zu seinen spektakulärsten Meisterwerken: ein Zughotel!
Im ganzen Land spürten Bensley und sein Team ausgemusterte Eisenbahnwaggons auf – in verlassenen Bahnhöfen, auf stillgelegten Schienen und versteckten Schrottplätzen. Die Fundstücke wurden restauriert, veredelt und schließlich in luxuriöse Suiten verwandelt, mit allem erdenklichen Komfort. Je nach Kategorie verfügen sie sogar über ein Sonnendeck mit eigenem Pool.
Auch wir nächtigten in einem dieser einzigartigen Heritage Railcars. Und was soll ich sagen? Es war zweifellos die schönste Haltestelle der gesamten “Interconti-Station”. Ein Ort, an dem man am liebsten für gaaanz lange Zeit aussteigen möchte… 🙂
Bildergalerie Intercontinental Khao Yai
Es fängt schon gut an: Mit Signalwirkung und Glockenklang! Wer im Intercontinental Khao Yai eincheckt, taucht nicht einfach ein – er wird eingeläutet. Wortwörtlich!
Allein dieser Empfang ist ein kleines Schauspiel: Eine freundliche „Zugbegleiterin“ in schicker Uniform läutet die originale, goldene Stationmaster-Glocke, während eine historische Lokomotive im Tunnel wartet – bereit, unsere Fantasie in nostalgischem Ambiente auf Reisen zu schicken.
Ob Symbol oder Showeffekt: Hier beginnt die Reise nicht im Zimmer, sondern schon am Eingang. Und zwar stilecht mit einem Augenzwinkern – wie alles in diesem bemerkenswerten Resort aus der fantasievollen Feder von Bill Bensley.
Seine Inspiration? Die historische Bedeutung dieser Region als einstiges Tor zum Nordosten Thailands, das während der Regierungszeit von König Rama V. vor über 120 Jahren ans Schienennetz angeschlossen wurde.
Der “Bahnhof”
Willkommen in Baan Somsak – „Somsaks Haus“! In einem kleinen “Bahnhofsgebäude” von anno dazumal befindet sich die Rezeption.
Zwar ist Somsak nur eine fiktive Figur – erfunden in Bill Bensleys Vorstellungswelt. Doch gerade sie verleiht diesem Zughotel einen ungeahnte emotionale Tiefe. Somsak war, so das Narrativ, ein Mann mit Fernweh im Herzen. Einer, der von Bahnreisen durch Südostasien träumte, Lok-Embleme und vergilbte Postkarten sammelte und später zum Stationsvorsteher wurde.
Interessant zu wissen: Design-Papst Bensley ist bekannt dafür, für jedes seiner Resorts eine eigene Welt mit fesselnden Hintergrundgeschichten zu ersinnen und umzusetzen. In diesem Fall zieht sich das imaginierte Leben des alten Somsak wie ein roter Faden durch das Intercontinental Khao Yai.
Von brüchigen Vintage-Koffern und historischen Fahrplänen bis hin zu einem angerosteten Kontrollpult mit Stromreglern: Bensleys Hang zum authentischen Retro-Charme und zu liebevoll kuratierten Details aus der Welt der Eisenbahn stimmt schon beim Entrée jeden Gast auf das ein, was in den kommenden Tagen folgt:
Eine Reise ins Gestern und zugleich eine Hommage an die “gute alte Zeit” der stilvollen Reisekultur. Ein Ort, an dem Nostalgie nicht verstaubt, sondern lebendig wird.
Zu diesem Zeitpunkt können wir es kaum erwarten, unser Zimmer zu sehen. Also schnell den Check-in hinter sich bringen und nichts wie los…!
Heritage Railcar Pool Villa
Mit dem Buggy werden wir über das weitläufige Dschungelgelände zu unserem „Zugabteil“ chauffiert – wobei dieser Begriff eine glatte Untertreibung ist. Denn was uns erwartet, ist nicht irgendein Abteil, sondern eine ganze Eisenbahn nur für uns. Erste Klasse auf Schienen!
Insgesamt zählt das Intercontinental Khao Yai Resort 64 Zimmer, davon 45 in den eleganten Hauptgebäuden rund um die Seen. Doch der Clou sind die 19 außergewöhnliche Suiten in historischen Eisenbahnwaggons. Hier ein Blick in die “Heritage Railcar One Bedroom Pool Villa” mit über 110 qm².
Ungewöhnliche Perspektive: Die Wohnbereiche sind langgestreckt statt breit. Doch man gewöhnt sich schnell an den Gang durch die einzelnen Waggons. Jedes Abteil, von der Lounge über das “stille Örtchen” bis hin zum Schlafzimmer, ist super schick gestaltet und zugleich erstaunlich gemütlich. Eben genau so, wie man es von einem echten Schienenoriginal erwarten darf.
First Class, auch unter der Brause! Goldgelber Marmor verleiht dem Duschbereich eine warme Eleganz. Ein Hauch Grandhotel, mitten im Dschungel.
Platzmangel? Fehlanzeige! Wer denkt, ein Eisenbahnwaggon sei nur etwas für Minimalisten, hat dieses Zughotel noch nicht erlebt.
Doch damit noch nicht genug der Annehmlichkeiten. Man beachte die weitläufige Terrasse auf der Zugplattform…,
… mit Outdoor-Badewanne im Retro-Stil und herrlichem Blick ins Grüne.
Rund um den Pivatpool gibt’s ausreichend Liege- und Sitzgelegenheiten, so dass man hier den lieben langen Tag am Computer arbeiten oder einfach nur chillen kann. Letzteres ist ganz nach meinem Geschmack. In einen flauschigen Bademantel gehüllt, vertiefe ich mich in Bill Bensleys Coffeetable-Book “Escapism”.
Noch mehr Farbe, noch mehr Fantasie, noch mehr Bensley! Dieser Bildband macht Lust, auch andere faszinierende Rückzugsorte aus seinem originellen Design-Universum zu entdecken und öfters mal dem Alltag zu entfliehen.
Wellness im Spa-Waggon
Nur schlafen und dinieren? Oh nein, nicht hier! Im „Back on Track“-Spa des Intercontinental Khao Yai kommt man wortwörtlich zurück auf Kurs. Denn hier wird nicht mehr rangiert, sondern auf höchstem Niveau massiert.
Der ehemalige Eisenbahnwaggon wurde in einen angenehmen Rückzugsort verwandelt. Dort, wo einst einfache Holzbänke standen, laden heute samtige Liegen zum Abschalten ein.
Statt Pfeifsignalen und quietschenden Bremsen erklingt sanfte Musik. Statt Schienenöl verströmen ätherische Öle ihren beruhigenden Duft. Zur Auswahl stehen traditionelle Thai-Massagen, wohltuende Kräuterstempel-Treatments, moderne Signature-Anwendungen und andere Rituale für Körper und Seele.
Alles ist abgestimmt auf Gäste, die sich nach einer einstündigen Wellness-Exkursion sehnen. Ein Kurzurlaub für die Seele – ganz ohne Gepäck, aber mit Langzeiteffekt.
Drinks & Dinner
Im Intercontinental Khao Yai gibt es mehrere Restaurants und Bars, die mit frühzeitiger Reservierung auch für externe Gäste zugänglich sind. Somying’s Kitchen hat sich auf authentische Thai-Küche spezialisiert und folgt dem Prinzip „From Farm to Table“.
Bedeutet: Auf den Teller kommt nur, was regional und saisonal ist. Viele Zutaten stammen direkt von lokalen Bauern oder aus dem hauseigenen Anbau.
“Somying’s Kitchen” ist zum Frühstück, Mittag- und Abendessen geöffnet und verfügt außerdem über eine weitläufige Terrasse unter schattigen Bäumen. Auch hier ist das Bensley Design allgegenwärtig. Die schönsten Impressionen des Restaurants finden Sie unten in der Bildergalerie. 📸
Jazzbar Papillon
Doch wer sagt, dass man immer am selben Bahnsteig verweilen muss? Wir steigen um, denn gegen Abend darf es gern ein wenig glanzvoller werden!
Zum Besten vom Besten gehört – neben unserer charmanten Unterkunft im Heritage Railcar –, auch ein Besuch in der hauseigenen Jazzbar “Papillon”.
Hier genehmigen wir uns einen spritzigen Signature-Cocktail, bevor wir ganz entspannt zum “Poirot” hinüberschlendern, dem Gourmetlokal im benachbarten Zug. Benannt nach Agatha Christies legendärem Detektiv Hercule Poirot, ist dieser Waggon ein perfekt inszeniertes Revival von Reisen mit Eleganz und Genuss.
Das Restaurant bietet einen großzügigen Outdoorbereich mit Blick auf die verwunschene Dschungellandschaft und den im Abendlicht schimmernden See. Antike Lampen, Teller aus Messing und Gläser aus feinstem Kristall – alles wirkt, als wäre es direkt aus einem historischen Roman entsprungen.
Wir garantieren Ihnen: Hier wird der Sundowner zum stilvollen Auftakt einer kulinarischen Spurensuche. Doch ganz ehrlich: Das wahre Finale des Abends spielt sich drinnen ab.
Also steigen Sie ein und setzen Sie sich zu uns in den Speisewagen. Dunkles Holz, goldene Designelemente, weiche Lederpolster in tiefem Braun, dazu Kissen in Senfgelb und zartes Licht aus kleinen Tischlampen… – schon beim ersten Anblick fühlt man sich wie in einem Filmset zwischen Orient-Express und Art déco-Boutiquehotel.
Das durchkomponierte Interior und der Blick aus den Waggonfenstern schaffen eine Bühne für das, was auf dem Silbertablett folgt. Die Gerichte sind exquisit und eine willkommene Alternative zum Thai Food. Hier genießen wir ein europäisches Dinner à la Carte, das französische Raffinesse mit östlichen Aromen vereint.
Dieses Restaurant gehört zweifellos zu den besten und originellsten Dining-Spots in ganz Khao Yai. Eine Reservierung ist daher unerlässlich. Man speist hier nicht einfach – man erlebt das cineastische Ambiente mit allen Sinnen. Der Zug steht, der Service rollt – und der Genuss kennt keine Endstation.
Es ist, als säße man mitten in einem neu inszenierten Agatha Christie-Film, natürlich ohne mörderische Absichten, aber mit einem feinen Hauch von Mystik. Selbst Monsieur Poirot, der sonst jedem Rätsel auf den Grund geht, würde hier wohl kapitulieren – nicht aus Mangel an Beweisen, sondern aus purem Wohlgefallen: „Warum aussteigen, wenn man so gerne hier verweilt?“
Vom Gleis ins Grüne
So herrlich der Aufenthalt im Intercontinental Khao Yai auch ist – er ist nur ein Teil des großen Ganzen. Denn rund um das Resort wartet eine Region, die – wie eingangs erwähnt – viele Überraschungen und Abenteuer bereit hält: Dschungelpfade, Wasserfälle und wilde Tiere im Nationalpark, das toskanische Village “Primo Piazza” sowie Weingüter, Pilzfarmen und Bauernmärkte in und um Pak Chong.
Khao Yai ist ein vielseitiger Mikrokosmos aus Wildnis und Weingenuss, Entschleunigung und Entdeckerlust. Und ganz gleich, wofür Sie sich entscheiden: In meinen weiteren Berichten finden Sie meine persönlichen Tipps für Ausflüge und besondere Orte zum Verweilen – allesamt vom Interconti Khao Yai Resort aus leicht erreichbar.
⇒ Alle Artikel über Khao Yai auf einen Blick
Und dann? Gerne wieder einsteigen. Zurück ins Zughotel, wo der Tag gemütlich ausklingt. Zurück in die Waggons des Wohlbefindens…
© Text: Nathalie Gütermann. Text & Fotos: Jörg Baston & Nathalie Gütermann