
Phuket Town: Altstadt mit kolonialem Charme
❂ “Old Phuket Town” ist die Hauptstadt der südthailändischen Insel Phuket ❂ Die Stadtgeschichte ist eng mit dem Zinnabbau verbunden, der im 19. Jahrhundert begann. Das silbrig glänzende Schwermetall war die Quelle des Reichtums und mitunter war der Wert des “schwarzen Goldes” so groß, dass es als Tauschmittel eingesetzt wurde. Was die wenigsten Urlauber wissen, die sich in ihren Strandhotels “verschanzen”: bis heute kann man die Herrenhäuser der Zinnbarone bewundern und in den wunderbar restaurierten alten “Shop Houses” shoppen gehen.
Also nichts wie hin! Ich behaupte: Wer diesen zauberhaften Teil der Insel nicht gesehen hat, der hat Phuket nicht gesehen…!! Bunte Häuserfassaden, Street Art und hippe Cafés machen Phukets charmante Altstadt aus.
Die besondere Architektur und das charakteristische Stadtbild im historischen Kern der Stadt ist ein Must-See, denn nur dort wird sichtbar, was die Provinzhauptstadt über Jahrhunderte hinweg erlebt und geprägt hat.
Fakt ist: In “Old Phuket Town” schlägt das Herz der Insel.
Viele historische Gebäude aus dem späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sind im sogenannten “sino-portugiesischen Stil” gehalten, einer Mischung aus portugiesischer Kolonialarchitektur mit chinesischen Elementen, wie man sie auch in anderen traditionellen Handelsstädten an den Küsten Südchinas und vor allem der Malaiischen Halbinsel findet.
Bummel durch Phuket Town
Das Zentrum der Stadt besteht eigentlich nur aus sieben kleinen Straßen: Thalang Road, Krabi Road, Phang Nga Road, Dibuk Road, Ratsada Road, Ranong Road und Phuket Road. Einige kleinere Gassen, wie z.B. die Soi Romanee, zweigen von dort in alle Himmelsrichtungen ab.
Hier eine Karte meiner Walking Tour…
Ich beginne meinen Spaziergang an der bekanntesten Hauptstraße: der Thalang Road. Wer sich für Geschichte interessiert und auch speziell während der Regenzeit etwas Sinnvolles tun möchte, sollte sich zum Auftakt seines Rundgangs in das nur wenige Gehminuten entfernte Phuket Thai Hua Museum begeben (28 Krabi Road).
Jeder der 13 Räume birgt eine Fülle von Informationen über Kultur, Kunst und Küche in sich. In nur einer Stunde wird Ihnen hier ein veritabler Schatz an Wissen vermittelt.
⇒ Hier geht’s direkt zum “Thai Hua Museum”
Architektur
- Wahrzeichen: Phromthep Clock Tower
Besonders sehenswert ist dieser sonnengelbe Uhrenturm im Süden der Thalang Road. Er wurde vor etwa 100 Jahren erbaut und beherbergt heute die lokale Polizeistation. Genau gegenüber erhebt sich das wunderbar renovierte Gebäude der ehemaligen “Standard Chartered Bank”, damals die älteste Auslandsbank auf der Insel. Beide Gebäude sind schöne Beispiele für die historische Architektur von Phuket Town.
- Krabi Road: Shop Häuser & Coffee Shops
Ein Besuch des alten Stadtkerns mit seinen hübsch verzierten, knallbunten Gebäuden und Hausfassaden ist wahrlich eine Attraktion für sich. Zahlreiche kleine Boutiquen, Bars, Restaurants und entzückende kleine Coffee Shops sind heute in den uralten “Shop Houses” untergebracht.
Einen süßen “Thai Ice Tea” gefällig? Oder einen mit Vanille-Eiscrème verfeinerten kalten Kaffee?
In der Hitze ist eine kleine Pause eine willkommene Alternative zum ausgedehnten Einkaufsbummel. Shopping lohnt sich hier, denn in Phuket Town gibt’s hochwertigere Waren als anderswo auf der Touristen-Insel, und noch dazu zu einem sehr erschwinglichen Preis.
- Street Art
Außerdem begegnet man allerorts lokalen Künstlern in ihren trendigen Ateliers und Kunstgalerien. An manchen Ecken haben sich auch besonders talentierte “Street Artists” verewigt, so wie hier in der Krabi Road.
Unbekanntes Tempel-Heiligtum
- Phang Nga Road: Sang Tham Shrine
Wandmalereien auch auf unserem Weg zu einem der eindrucksvollsten chinesischen Tempel, dem “Sang Tham Shrine” in der Phang Nga Road. Überall in Phuket Town ist der Einfluss der chinesischen Einwanderer sichtbar und spürbar.
Durch die reichen Zinnvorräte angelockt, kamen sie bereits im 19. Jahrhundert nach Phuket und brachten ihre eigenen Bräuche nach Thailand, wie zum Beispiel das chinesische Neujahrsfest. Und sie errichteten zahlreiches Tempel und Schreine, die für jedermann geöffnet sind.
Der Name variiert je nach Sprache. Auf Hokkien-Chinesisch heisst der Tempel “Sing Jia Kong Shrine”, die Einheimischen hingegen nennen ihn “Teng Gong Tong”. Auf gut Deutsch: “Tempel des ruhigen Lichts”. Wandgemälde erzählen die Geschichte des Tempelbaus im Jahre 1891 und die damit verbundene Anbetung diverser chinesischer Gottheiten.
Das beeindruckende Heiligtum ist ein absoluter Geheimtipp und kann leicht übersehen werden, denn es liegt in einem Innenhof am Ende einer engen, unscheinbaren Gasse. Obwohl sich der Tempel im Zentrum von Phuket Town befindet, ist er vom Trubel der Altstadt nicht betroffen.
Wunderbar ruhig ist es hier. Bis auf ein paar gläubige Chinesen ist kaum eine Menschenseele ist zu sehen. Der Sang Tham Shrine ist vor allem dem Gott Guan Yu gewidmet, der u.a. als Beschützer des Handels gilt. Aber auch Kuan Yin, die Göttin der Gnade und der Barmherzigkeit, wird von den einheimischen Thai-Chinesen angebetet. Fotografieren ist im Inneren des Tempels nicht erlaubt.
1997 wurde der Sang Tham-Schrein von der thailändischen Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn mit dem “Conservation Award” ausgezeichnet. Dieser Preis wird jedes Jahr auf Anraten der Siamesischen Architektenvereinigung zur Erhaltung historischer Gebäude verliehen.
Im Jahre 1999 folgte eine aufwendige Renovation, die auch das unglaublich prächtig verzierte himmelblaue Nebengebäude mit berücksichtigte. Speziell dieses Anwesen ist für mich ein besonders schönes Beispiel für die omnipräsente Architektur, auch bekannt als chinesischer Barock.
Ausflug in die Vergangenheit
Zinnfieber, Opium-Hölle und Sündenpfuhl: So könnte man laut lokalen Tageszeitungen von anno dazumal das frühe Leben in Phuket Town beschreiben. Damals, als es noch kaum Autos gab und die Einheimischen noch mit Elefanten durch die Hauptstadt ritten.
Die Fotos stammen vom thailändischen Fotografen Saengjun Limlohakul (1924-1997). Dank der “Kathmandu Photo Gallery” in Bangkok wurden diese Werke bekannt…
… und freundlicherweise erhielt ich vom Galeriebesitzer Manit Sriwanichpoom die Genehmigung, einige dieser seltenen Schwarz-Weiß-Werke auf meinem Portal zu veröffentlichen. Eher zufällig sind sie vor Jahren aufgetaucht und gelten seither als kleine Sensation. Sie zeigen Thailands Urlaubsdestination Phuket als verschlafenes Städtchen des Zinnbergbaus – lange bevor der Massentourismus Einzug hielt.
Um 1890 hatte die chinesische Einwanderung auf Phuket ihren Höhepunkt erreicht. Die fast 50.000 Chinesen stellten die thailändische und malaiische Bevölkerung von insgesamt 1.000 bis 2.000 in den Schatten, und so war die Insel – und insbesondere Phuket Town – Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig chinesisch geworden.
Baba-Nyonya-Kultur
Im Laufe des Jahrhunderts jedoch vermischte sich die Bevölkerung. Da die Einwanderer größtenteils ledige Männer waren, heirateten sie einheimische Thai-Frauen. Ihre Nachkommen betrachteten sich daher weder als Chinesen noch als Thailänder, sondern entwickelten eine eigene ethnische Identität und kulturelle Tradition als “Baba” (auch Peranakan genannt).
Hier ein schön verziertes, typisches “Casa Baba” in Old Phuket Town. Den Peranakan-Chinesen ging es finanziell richtig gut, denn anstatt als Zinnarbeiter betätigten sich viele Peranakan-Chinesen als Kaufleute.
Sie waren es, die die Inselhauptstadt Phuket gründeten, die sich schnell zu einer florierenden Handelsstadt entwickelte. Die weibliche Version der “Baba” nennt man “Nyonya”. Dabei fällt auf: Sowohl die Männer als auch die Frauen hatten ihren ganz eigenen Kleidungsstil, der sich stark von den thailändischen Sarongs unterschied.
Im Thai Hua Museum ist diese “Baba-Nyonya”-Kultur sehr gut dokumentiert. Das gilt auch für die Paranakan-Küche, die chinesische und südthailändische Einflüsse in sich vereinte.
Besonders hervorzuheben sind die köstlichen Süßspeisen, das Gebäck zum Mondfest und das spektakuläre “Vegetarian Festival”, das bis heute jedes Jahr im Oktober in Phukets Altstadt gefeiert wird.
Bedeutende Zinnvorkommen
Während des 19. Jahrhunderts spielte der Zinnabbau eine große Rolle auf Phuket – er war sogar über lange Zeit hinweg die wichtigste Einnahmequelle der Provinzhauptstadt. Wie eingangs erwähnt, nannte man das silbrige Metall auch “schwarzes Gold”.
Sein Wert war so groß, dass es sogar bis 1932 als eine Art Währung eingesetzt wurde. Der Handel florierte und die mächtigen Baba-Männer, auch “Zinnbarone” genannt, wurden immer reicher. Mehr darüber erfahren Sie in meinem Bericht über das Thai Hua Museum.
Im späten 19. Jahrhundert wurde der Zinnabbau auf Phuket weniger rentabel, da andere Länder begannen, billigeren Zinn zu produzieren. Die chinesischen Händler wandten sich anderen Geschäftsfeldern zu, und die Wirtschaft von Phuket begann sich zu diversifizieren. In Old Phuket Town erinnern aber noch einige Relikte an die einstige Bedeutung des Zinnabbaus, zum Beispiel alte Minen, einige elegante Herrenhäuser und die zweistöckigen bunten “Shop Houses”. In den letzten Jahren wurden viele von ihnen renoviert.
Wie in den meisten Regionen Thailands beginnt auch Phukets touristische Geschichte in den frühen 1980er-Jahren. Es war die Zeit, als die ersten Backpacker nicht nur die Inseln und Küsten, sondern auch Phuket Town für sich entdeckten. Günstige Hostels und Gästehäuser sind gerade hier zu finden – fernab von den überlaufenen Stränden im Westen der Insel.
Für diejenigen, die in der Altstadt besonders stilvoll nächtigen und kolonialen Flair genießen möchten, gibt’s eine Top-Adresse…
Wo Leonardo schlief: “On On Hotel”
Dies war einst die legendärste Backpacker-Unterkunft der Welt, denn im On On Hotel wurde die Anfangsszene des berühmten Hollywoodstreifens “The Beach”.
Als es 1929 im sino-portugiesischen Stil erbaut wurde, diente das notdürftig zusammengezimmerte Haus zunächst als Unterkunft für chinesische Händler und arme Seeleute. Äußerst spartanisch war’s eingerichtet, mit lauten oder kaputten Ventilaoren, löchrigen Mosquitonetzen und harten Matrazen. Wie es heißt, kostete die damals völlig heruntergekommene “Absteige” nur 20 Baht/Nacht.
In den 1980er Jahren wurde das Haus renoviert und als Budgethotel mit 46 Zimmern wiedereröffnet. Dann der große Coup: Seit Hollywoodstar Leonardo DiCaprio im Jahre 199 während der Dreharbeiten zum Film “The Beach” dort übernachtete, ist das “On On” ein Hotel mit Kult-Charakter.
2011 wurde das historische Kolonialgebäude in “The Memory at On On Hotel” umbenannt, erneut renoviert und von außen schneeweiß verputzt. Auch der Innenbereich ist komplett modernisiert worden, ohne jedoch den historischen Charme einzubüßen.
Alles ist schick und erinnert mich eher an ein sehr gepflegtes Herrenhaus. Echte Antiquitäten, gebrauchte Lederkoffer und da und dort ein uraltes Grammophon oder Retro-Radio schmücken die Eingangshalle und den Rezeptionsbereich. Von der ehemaligen Bastion der Budget-Backpacker ist nichts mehr zu spüren.
Wo ein Rucksacktourist vor einigen Jahrzehnten nur 100 Baht hinblätterte, kostet heute die Nacht in einem Doppelzimmer um die 100 Euro++! Auf Wunsch kann man sogar das Filmzimmer aus “The Beach” buchen – natürlich modernisiert und mit Wifi und TV ausgestattet.
Übrigens ist der Cappucino im hauseigenen “Café Mem” ausnehmend gut. Deshalb lohnt es sich, hier einzukehren, wenn man einen Blick in dieses legendäre Hotel werfen möchte. Oder gleich hier übernachtet…
Restaurant Tipps
Es gibt mehrere Lokale in der Altstadt, wo man einfach, günstig und gut essen kann. Doch unschlagbar, und in ihrer individuellen Form absolut einzigartig in ganz Thailand, sind diese zwei thailändischen Restaurants:
• “Ka Jok See”
Eine Art Eßzimmer mit Entertainment. Während des Thai Dinners geht es zu wie in einem Varieté-Theater voller Überraschungen.
⇒ Origineller geht’s nicht: Kult-Lokal “Ka Jok See”
• “Blue Elephant”
Im Michelin Guide gelistet, zählt dieses Restaurant zu den besten Empfehlungen in ganz Thailand. Hier werden königliche Thai Rezepte in besonders elegantem Ambiente serviert.
⇒ Royal Thai Cuisine @ Govenor Mansion: “Blue Elephant”
WEITERE SEHENSWÜRDIGKEITEN
• Märkte
Es gibt mehrere Märkte in Phuket Town, z.B. den “Chillva Market” (141/2 Yaowarat Road, Phuket Town, täglich von 17:00 – 23:00 Uhr, außer So). Der “Phuket Weekend Market” ist der größte Nachtmarkt auf der Insel. Hier werden Second-Hand-Kleider & -Objekte, originelle Souvenirs und Thai Food verkauft. Allerdings kann es sehr voll und ziemlich stickig werden. (7 Wirat Hong Yok Rd, Phuket Town, Sa + So von 16:00 – 23:00 Uhr). Für mich ist der nächtliche “Sunday Market” in der Thalang Road ein Highlight.
Die malerischen alten chinesisch-portugiesischen Häuser, die die 350 Meter lange Straße säumen, erstrahlen dann in leuchtenden Farben und die sonst befahrene Straße wird zur Walking Street. Überall finden sich Straßenmusiker, Künstler und Stände, an denen traditionelle lokale Lebensmittel, thailändisches Kunsthandwerk, moderne Mode und Souvenirs verkauft werden. Somit ist dieser Markt sowohl eine kulturelle Attraktion als auch beliebtes Ziel für Foodies und Shopaholics.
• Wat Chalong
Dieser wunderschöne buddhistische Tempel ist einer der prächtigsten und bekanntesten “Wats” in Phuket.
Er ist 5 Minuten von der Bootsanlegestelle des Chalong Pier und nur ca. 15 Autominuten (10 km) von der historischen Altstadt entfernt. Deshalb mein Tipp: Planen Sie einen Abstecher zum Wat Chalong unbedingt noch mit ein, wenn Sie auf dem Weg nach Old Phuket Town sind. Lesen Sie hierzu meinen externen Bericht auf Thaizeit.de.
© Text: Nathalie Gütermann. Fotos: Nathalie Gütermann/Jörg Baston
Hier finden Sie noch weitere Ausflüge und interessante Lifestyle-Tipps: